Monat: März 2023

21. März

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von
allem, was aus dem Mund des HERRN geht. 5. Mose 8,3

Nicht schon wieder, wir wissen es doch! Oder doch nicht
ganz? Denn in den beiden Versen vorher ist eindrücklich
vom Weg des Volkes hin zum gelobten Land die Rede und
davon, wie wunderbar dieses Land sein wird. Auf dem Weg
des Volkes hat Gott, die Lebendige, die Menschen angesprochen,
hat sie geführt und geleitet. In unserem Vers wird
auch vor Augen geführt, dass Gott die Menschen demütig
machte, um herauszufinden, ob sie die Gebote der Lebendigen
einhalten. Wie der Weg des Volkes wirklich ausgesehen
hat, erfahren wir aus den fünf Büchern Mose.
Aber wie ist es mit meinem Weg? Wie höre ich darauf, was
die Lebendige mir sagen will? Kann ich ihre Stimme überhaupt
hören? Auf dem Weg brauche ich hie und da einen
Halt, muss gut durchatmen, auch, um stille zu werden. Das
Volk hat sich jeweils wieder auf den Weg gemacht, ist aufgebrochen,
hat sich bewegt. Das tue ich auch. Und vielleicht
ist es das, was demütig macht: dankbar sein für den Weg
und ihn vertrauensvoll weitergehen. Denn so wie damals ist
es auch heute: Die Lebendige geht den Weg mit mir über
Höhen und Tiefen und immer wieder an den Ort, wo ich
mich an sie wenden kann. Also: nicht schon wieder.
Stärke du unser Vertrauen in dich und in den Weg unseres
Lebens.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

20. März

Kommt nun, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!
Jesaja 2,5

«Kommt nun», es sind die beiden Wörter, die mich bewegen.
Sie könnten auch von einer Mutter oder einem Vater
zu ihren Kindern gesagt sein. Kommt nun, lasst uns gehen,
gehen soll das Volk, gehen auf die Verheissung hin, dass die
Völker gesammelt werden, dass Schwerter zu Pflugscharen
werden und Speere zu Winzermessern. Die Verheissung des
Propheten steht nicht einfach im Raum. Sie ist eine Motivation,
denn der Weg ist nicht dunkel, er ist beleuchtet durch
das Licht, das von der Lebendigen, von Gott kommt. Ist der
Hinweis auf dieses Licht auch meine Motivation, zu gehen,
nicht stehen zu bleiben? Es ist nicht einfach, in unserer zerrissenen
Welt zu gehen, sich einzulassen auf die Verheissung
des Lichts. Aber wie ist es, dieses Licht, was ist es, das mich
einlädt zu gehen, und wohin soll der Weg führen? Es ist
das Licht der Tora, das Licht der Worte der Lebendigen, die
damals wie heute Menschen sammeln und zum Gehen auffordern.
Gerade heute sind wir gefragt, festzuhalten daran,
dass dieses Licht, die Verheissung, durch alle Ohnmacht und
alle Zweifel hindurchführt. Und gehen können wir auf dem
Weg des Friedens und der Gerechtigkeit, indem wir beten,
einstehen, uns in unseren Herzen solidarisieren mit den Leidenden.
Gehen können wir auch, wenn wir um Kraft bitten,
uns zu engagieren.
Gott des Lebens, schenke uns deine Kraft.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

19. März

Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch
ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 1. Petrus 1,15

Man könnte im ersten Moment denken, sonntags fällt das
mit dem heiligen Lebenswandel ein bisschen leichter, weil
man freier ist und Zeit hat. Weit gefehlt. Viel zu viele haben
Dienst am Sonntag, nicht nur in Spitälern mit zu wenig Personal.
Aber der 1. Petrusbrief ist auch nicht nur für Sonntage
geschrieben, also muss er alltagstauglich sein.
Dazu ergründe ich, was «heilig» ist. Auf Wikipedia gibt es
folgende, interessante Definition: «Heilig ist ein religiöser
Ausdruck, der eine Person, einen Gegenstand oder einen
Begriff einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder
Absoluten zuordnet.»
Damit kann ich etwas anfangen, das geht auch wochentags.
Ich ordne eine Person der Sphäre des Göttlichen zu.
Ich fange bei mir selbst an. Kurz gesagt: Ich bete. Natürlich
auch für meinen Lebenswandel. Dann ordne ich zweitens
einen Gegenstand der Sphäre des Vollkommenen zu. Konkret:
Ich spende etwas Geld. Geld ist zwar etwas ganz und
gar Unvollkommenes, die Missbrauchsmöglichkeiten sind
unüberschaubar, aber ich kann es im Moment des Ausgebens
einem guten Zweck zuordnen. Drittens ordne ich einen
Begriff der Sphäre des Absoluten zu. Das heisst für mich
beispielsweise: Gott ist die Liebe. Meine Liebsten unter den
Menschen kann ich dann mit meinen übertriebenen Erwartungen
verschonen und mehr liebhaben.

Von: Dörte Gebhard

18. März

Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben;
da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Psalm 14,3

Es lohnt sich fast nicht, den ganzen 14. Psalm zu lesen. Nichts
als schlechte Laune und Ärger, Verbitterung und Resignation
schlägt einem entgegen. Es sei denn, der Frust ist gross und
muss raus. Alles auf einmal. Nicht sehr differenziert. Zugegeben,
im Einzelfall sicher ungerecht.
Aber die Wut ist so gross, dass nur noch Gott gross genug
ist, um mit ihr fertigzuwerden. Deshalb lohnt es sich doch,
den ganzen 14. Psalm zu lesen. Denn nur dann liest man
von der Grösse Gottes, der es sich nicht nehmen lässt, vom
Himmel auf seine Menschenkinder zu schauen, auch wenn
sie in ihrem Herzen sprechen «Es ist kein Gott».
Wenn man so sehr schäumt, pauschale Urteile fällt, dass
zuletzt an gar keinem mehr ein gutes Haar ist, hat man, ehe
man sich’s versieht, sich selbst dazugezählt. Keine Ausnahme
gemacht. Selbst schuld! Pech gehabt!
Dann lohnt es sich erst recht, den 14. Psalm bis zum Schluss
zu lesen. Da wird trotz allem wieder damit gerechnet, dass
Jakob fröhlich sein könnte und Israel sich freuen würde.
Heute werden in der ganzen Schweiz in einer ökumenischen
Aktion Rosen verkauft, die HEKS und Fastenopfer
zugutekommen. Sicher kennen Sie einen «Jakob», der nicht
daran denkt, eine Rose geschenkt zu bekommen. Sollte es
schon Abend geworden sein: Morgen ist auch noch ein Tag,
wo man via App «Give a rose» doppelt Gutes tun kann.

Von: Dörte Gebhard

17. März

Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im
Grossen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist,
der ist auch im Grossen ungerecht. Lukas 16,10

Frei übersetzt nach Bürki: Alles oder nichts!
Eine schreckliche Vorstellung, finde ich. Aber natürlich
ist etwas Wahres dran. Wer einmal betrügt und sich dabei
nicht wirklich schlecht vorkommt, der hat gute Chancen,
es wieder zu tun. Das kann auf alle möglichen Verhaltensweisen
zutreffen. Mir kommt beispielsweise das Bild eines
Rauchers in den Sinn: Irgendeinmal raucht er einfach und
merkt es gar nicht und eigentlich wollte er es nie. Die Macht
der Gewohnheit hat zugeschlagen. Und im Fall des Rauchers
die Sucht natürlich auch.
Ich hadere mit der Aussage. Ich glaube, dass sich Menschen
immer ändern können bis ins hohe Alter. Von daher
muss es nicht dieses Alles-oder-nichts bleiben, nein, es ist für
mich veränderbar. Dennoch, die Macht oder die Verleitung
zur «Sünde» (wenn wir dem mal so sagen wollen) ist und
bleibt verführerisch. Nur einmal etwas klauen, nur einmal
jemanden betrügen, nur einmal ein wenig ungerecht sein?
An welchen Geboten, Verboten oder Gesetzen messen wir
unser Verhalten und wer straft wen wofür?
Das Gesetz gibt Leitplanken, wer es übertritt, sitzt oder
zahlt. Christus gibt Gebote und Liebe. Somit ist der Kreis
geschlossen und wir dürfen uns entscheiden.
Wie wählen Sie aus? Amen!

Von: Markus Bürki

16. März

Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt,
der bleibt in Gott und Gott in ihm. 1. Johannes 4,16

Ich mag diesen Vers sehr. Verdichtet er doch eine der für
mich wichtigsten Aussagen der ganzen Bibel oder des Christentums.
Viele von uns sehen sich immer wieder mit der
Frage konfrontiert «wo ist denn nun euer Gott? Warum
macht der nichts in der Ukraine?» Eine gute und würzige
Antwort ist nicht immer einfach. Gott ist die Liebe, und wer
in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm! Voilà!
In Allschwil, wo ich bis vor kurzem als Jugendarbeiter tätig
war, stand ebendieser Spruch im kleinen Kirchli. Dort übernachteten
wir mit Jugendlichen, führten den Nothilfekurs
durch, erlebten Konzerte und vieles mehr. Und immer stand
vorne dieser Vers über dem ganzen Raum. Das gefiel mir
immer.
Gott ist oft nicht verständlich oder wir verstehen das Göttliche
nicht. So oft hadere ich mit all dem Göttlichen und
den Vorstellungen, die wir uns von Gott machen, weil sie
ja doch nicht ausreichen oder wirklich zutreffen. Gott ist
unverfügbar und immer anders, als wir denken! Ganz schön
anstrengend, oder wie mein Kollege sagte: «Mit der Religion
kommst du ja nie ganz zu Boden.» Sind wir also auf halbem
Weg zum Scheitern verurteilt? Sind wir zu blöd, um Gott zu
begreifen?
Nein – wenn wir Gott als Liebe sehen und so erfahren
können, dann klappt es. Gute Übung! Amen.

Von: Markus Bürki

15. März

Mächtig waltet über uns seine Güte, und die Treue
des HERRN währt in Ewigkeit. Halleluja. Psalm 117,2

Man kommt auf neue Gedanken in dieser Zeit: Krieg in
Europa, Gewalt und Hass, Lug und Trug. Auch mir, wie vielen
anderen, drängt sich der Schluss auf: Dagegen braucht
es Widerstand. Dabei bleibe ich in dieser Zeit.
Aber die Gedanken wandern weiter: Wie ist das mit allen
anderen Kriegen, die in der Gegenwart geführt werden,
ebenso grausam, ebenso menschenverachtend? Und all
das, was ich im Geschichtsunterricht erfahren habe? Und
das, was dort nicht zur Sprache kam? Aber geschehen ist es
trotzdem, es ist die Geschichte unserer «Zivilisation». Und
die mir kaum bekannte Geschichte anderer Völker – ist sie
besser?
Es ist zum Verzweifeln. Und da dieser Satz: «Mächtig waltet
über uns seine Güte, und die Treue des HERRN währt in
Ewigkeit.» Dieser Psalm, dieser Dank und eine Vergegenwärtigung
von guten Tagen, von Erfüllung und Glück. Auch das
ist Menschheitsgeschichte.
Dass es die Menschheit überhaupt noch gibt, liegt vielleicht
daran, dass es zwar Gewalt und Leiden gibt, aber immer wieder
so viel Glück, Freude, Liebe. Alles, wofür es sich zu leben
lohnt. Immer wieder: Hoffnung!

Von: Käthi Koenig

14. März

Ich komme, um alle Völker und Zungen
zu versammeln, dass sie kommen und meine
Herrlichkeit sehen. Jesaja 66,18

Das kommt mir alles so bekannt vor – ich sehe die Bilder
dazu: die riesige rote Wand eines Saals, pompöses Mobiliar
und üppigen Blumenschmuck. Vor der Wand ein Podium.
Da sitzen in unzähligen Reihen kleine Männchen in westlichen
Anzügen und Krawatten, vielleicht, wenn man die Lupe
nimmt, findet man dazwischen sogar so etwas wie eine Frau.
Und vorne am Rednerpult steht er, der die Länder, Gehirne
und Gefühle beherrschen will. Der seine Leute ausschickt in
Dörfer und Städte. Sie werden jene im Auge behalten, die
dem Herrn auf dem Podium gegenüber argwöhnisch sind.
Andere Beauftragte in seinem Dienst kaufen Eisenbahnen
ein, Beteiligungen an Häfen oder Druckereien. Alles gesehen,
alles gelesen in den letzten Monaten. Wie da einer verkündigt:
Ich bin euer Herr, euer Führer und Wohltäter.
«Ich komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln,
dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen», lässt Gott
seinem Volk durch den Propheten ausrichten. Es ist die
Zeit nach dem babylonischen Exil, die Menschen, die in die
Heimat zurückgekehrt sind, müssen sich in dieser neuen
Situation zurechtfinden. Wie weit menschliche Autoritäten
da helfen, ist fraglich. Menschen können ihre Amtszeiten
missachten, aber nicht ihre Lebenszeit verlängern. Die
Botschaft Gottes aber findet den Weg bis in unsere Zeit.

Von: Käthi Koenig

13. März

Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott?
Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will.
Psalm 115,2–3

Psalm 115 stellt den lebendigen Gott Israels stummen und
gefühllosen Götterbildern aus Menschenhand gegenüber.
Menschlicher Macht entzogen, kann der Schöpfer allen
Lebens immer Neues hervorbringen.
Alte Götter wie Thor, Zeus oder Neptun neu verpackt und
neue, mit den fantastischsten Waffen ausgestattete Helden
wie Captain America oder Ironman erscheinen zu unserer
Zeit am Sternenhimmel der grossen Traumfabriken. Währenddessen
führen in den Nachrichten Bilder vom Krieg in
der Ukraine und von den Opfern anderer Konflikte die bittere
Realität vor Augen, in der diese Helden nichts vollbringen
können. Macht beanspruchen andere in unserer Welt,
auch die Macht, Soldaten einzuberufen und in den Tod zu
schicken oder mit der atomaren Katastrophe zu drohen.
Doch ihre Macht bleibt begrenzt. Sie selbst wissen das am
besten. Sie sind nicht Gott und kennen nicht Gottes Freiheit,
in der alles neu geschehen kann. Sie haben Angst vor dem
Macht- und Kontrollverlust, wenn Menschen die in Gott
gegebene Freiheit einfordern und gebrauchen, weil sie dem
lebendigen Wort Gottes vertrauen auch in den dunkelsten
Stunden ihres Lebens.

Von: Barbara und Martin Robra

12. März

Der HERR, dein Gott, wird dir Glück geben zu
allen Werken deiner Hände. 5. Mose 30,9

Wo ein ausgetrocknetes Flussbett war, das nur zur Regenzeit
Wasser führte, haben die Menschen des nahen Dorfes
Dämme aus Fels und Zement aufgebaut. Sie halten das
Wasser der Regenzeit zurück. Mit der Zeit sammelt sich
hinter dem Damm Sand, der Wasser wie ein Schwamm
aufnimmt und vor Verdunstung in der sengenden Sonne
schützt. Zugleich verringert sich auch der Druck auf die
Mauer. Jahr für Jahr kann sie erhöht werden. Wo sonst nur
trockener Sand und Fels wären, fliesst stetig Wasser aus
einem Rohr in der Sperrmauer. So bleibt auch Wasser für
die Menschen weiter unten am Fluss.


Die Vulgata, die Zürcher Bibel und viele andere Übersetzungen
folgen – anders als die Losung – dem hebräischen
Text: «Im Überfluss wird der Herr, dein Gott, dir den Ertrag
deiner Hände geben.» Luther spricht statt von Überfluss von
Glück. Er warnt seine Zeitgenossen vor dem selbstsüchtigen
Anhäufen von Reichtum und Macht.


Und tatsächlich: Es ist Gier nach Reichtum, die Grundlagen
des Lebens zerstört. Es ist Glück und ein Geschenk des
Lebens, wenn in der Trockenheit Wasser fliesst.

Von: Barbara und Martin Robra