Ich komme, um alle Völker und Zungen
zu versammeln, dass sie kommen und meine
Herrlichkeit sehen. Jesaja 66,18

Das kommt mir alles so bekannt vor – ich sehe die Bilder
dazu: die riesige rote Wand eines Saals, pompöses Mobiliar
und üppigen Blumenschmuck. Vor der Wand ein Podium.
Da sitzen in unzähligen Reihen kleine Männchen in westlichen
Anzügen und Krawatten, vielleicht, wenn man die Lupe
nimmt, findet man dazwischen sogar so etwas wie eine Frau.
Und vorne am Rednerpult steht er, der die Länder, Gehirne
und Gefühle beherrschen will. Der seine Leute ausschickt in
Dörfer und Städte. Sie werden jene im Auge behalten, die
dem Herrn auf dem Podium gegenüber argwöhnisch sind.
Andere Beauftragte in seinem Dienst kaufen Eisenbahnen
ein, Beteiligungen an Häfen oder Druckereien. Alles gesehen,
alles gelesen in den letzten Monaten. Wie da einer verkündigt:
Ich bin euer Herr, euer Führer und Wohltäter.
«Ich komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln,
dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen», lässt Gott
seinem Volk durch den Propheten ausrichten. Es ist die
Zeit nach dem babylonischen Exil, die Menschen, die in die
Heimat zurückgekehrt sind, müssen sich in dieser neuen
Situation zurechtfinden. Wie weit menschliche Autoritäten
da helfen, ist fraglich. Menschen können ihre Amtszeiten
missachten, aber nicht ihre Lebenszeit verlängern. Die
Botschaft Gottes aber findet den Weg bis in unsere Zeit.

Von: Käthi Koenig