Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade. Jona 2,9
Zwei Grundwörter werden als schroffe Alternativen einander gegenübergestellt. Hier das «Nichtige», dort die «Gnade».
Hier der flüchtige Windhauch, ohne jegliche Substanz. Du kriegst ihn nicht zu fassen; er entzieht sich dir andauernd. Einen Moment lang mag dich bezaubernde Schönheit betören – wie wenn du eine Kerze ausbläst und es steigt eine zarte Rauchskulptur auf, doch im Nu hat sie sich aufgelöst.
Dort die ungeschuldete Solidarität, die grosszügige Zuwendung, mit der du nicht rechnen konntest, weil es eigentlich keinen Grund gab, du kein Recht darauf gehabt hättest. Das Wort «Huld» ist nicht mehr in Gebrauch; früher bot es sich zur Übersetzung an, wo in der Losung heute «Gnade» steht.
Wenn ich die Rauchfahne anschaue, wenn ich meinen Fokus auf das richte, was sich verflüchtigt, dann verpasse ich das, was mir im Leben Halt gäbe. Ich verpasse das, was mich mit dem zurechtkommen lässt, was schiefgelaufen ist und was ich habe schieflaufen lassen, weil es mir einen Neuanfang eröffnet.
Zugegeben, mit solchen Gegenüberstellungen ist im Glauben viel Druck ausgeübt worden. Aber es gibt Momente, da müssen wir uns klar entscheiden zwischen dem, was nichts ist, und Gott, der sich uns zuwendet und uns hält. Davon jedenfalls weiss Jona im Fischbauch sein Lied zu singen.
Von: Benedict Schubert