Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Johannes 1,14

Der Prolog des Johannesevangeliums ist an Dichte nicht zu überbieten. Wort, Fleisch, wohnen, Herrlichkeit: Vier Wörter, mach daraus eine Geschichte!

Das Wort ist Wille, ist Schöpferkraft, ist Gott selbst. Er sprach, und es geschah. «Das Wort ward Fleisch»: Kann man sich einen grösseren Gegensatz vorstellen? Fleisch ist die vergängliche Materie, aus der wir Menschen geschaffen sind. Und dieses fleischgewordene Wort «wohnte unter uns». Wohnen heisst bleiben, sich niederlassen, ganz irdisch. Die Herrlichkeit war kein Blitz vom Himmel, keine überirdische Macht- und Pracht-Show.

Etwas später im gleichen Kapitel laufen zwei Johannes-Jünger Jesus nach. «Rabbi, wo ist deine Bleibe?», fragen sie. «Kommt und seht!», seine Antwort, und sie bleiben einen Tag bei ihm. Da wäre ich gern dabei gewesen! Was haben sie erlebt mit dem Rabbi? Worüber haben sie gesprochen? Sie müssen schon eine Ahnung von Herrlichkeit gehabt haben, denn sie wurden seine Jünger. «Wir haben den Messias gefunden!», erzählt der eine, Andreas, seinem Bruder Simon Petrus (Johannes 1,38-40).

«Siehe, die Wohnung Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird mit ihnen sein, ihr Gott.» (Offenbarung 21,3)

So wird auf den letzten Seiten der Bibel die Erfüllung der Geschichte beschrieben.

Von: Dorothee Degen-Zimmermann