Noah tat alles, was ihm Gott gebot. 1. Mose 6,22

Die Sintflutgeschichte ist eines der grossen Dramen der Weltliteratur. Wir kennen die biblische Variante – die Vorlage ist älter. Die Erzählung der Flutkatastrophe ist Teil des sumerischen Atrahasis-Epos (ca. 1800 v. Chr.). Interessant ist die Figur des Noah. Im Unterschied zu den mythischen Helden der Vorzeit ist er weder königlich noch göttlich, sondern ganz und gar Mensch. Was ihn auszeichnet? Er ist fromm, sozusagen der Prototyp des Gottesfürchtigen – der erste Mensch, der tat, was ihm Gott gebot. Das wäre eigentlich eine gute Nachricht! Schliesslich haben er und seine Familie als Einzige das Desaster überlebt. Von ihm stammen wir ab. Er ist so gesehen ein guter Spross für einen zweiten Start des Menschengeschlechts nach der Sintflut. Aber dann ging es doch schief. Nachdem die Arche gelandet war, wurde Noah Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg. Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und lag entblösst in seinem Zelt. Ham, sein zweiter Sohn, sah ihn und machte seinen Vater zum Gespött. Als Noah, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, davon erfuhr, verfluchte er seinen Sprössling. Er soll von nun an Sem, dem Erstgeborenen, gehorchen. Noah hat den Antihamitismus erfunden und Zwietracht gesät. Die Saat ist aufgegangen.
Ich glaube, die Menschheit ist immer noch vorsintflutlich unterwegs. Ach!

Von: Ralph Kunz