Der HERR sprach zu Jeremia: Siehe, ich lege
meine Worte in deinen Mund. Jeremia 1,9
Es gibt die Redewendung, dass man sich Worte zurechtlegt. Wer spricht oder schreibt, macht genau das: Sei es, um sich gegen Angriffe zu wehren oder andere von seiner Ansicht zu überzeugen oder Wahrheiten zu verkünden … Wer die Kunst der rechten Wortwahl beherrscht, wer rhetorisch geübt ist, hat es leichter im Leben.
Jeremia war definitiv kein Rhetoriker. Er war Prophet. Was in seinen Sätzen und in den Bildern aufblitzt, will nicht Poesie und nicht Plädoyer sein. Es ist Spruch eines anderen. Gott legte ihm seine Worte in den Mund. Was für ein tollkühner Anspruch! Es könnte ja jeder kommen und behaupten, seine Worte seien göttlichen Ursprungs. Es könnte ein rhetorischer Trick sein, um Anhänger zu gewinnen. Man könnte sich das so zurechtlegen, um Fangemeinden bei der Stange zu halten. Bei Jeremia war es nicht so. Er hatte keine Menge hinter sich geschart, die ihm applaudierte und ihn bewunderte. Im Gegenteil! Dass er sich erdreistete, das Wort Gottes in den Mund zu nehmen, und behauptete, es sei ihm in den Mund gelegt worden, nahm man ihm übel. Ist es ein Beweis dafür, dass er die Wahrheit sagte? So einfach ist es nicht. Im Nachhinein zu sagen, ich hätte ihm und nicht den Sinnfluencern geglaubt, die wesentlich weniger Anstössiges sagten, ist keine Kunst. Schauen wir denen, die den Mund voll nehmen, gut auf die Finger!
Von: Ralph Kunz