Um deines Namens willen, HERR, vergib mir meine Schuld, die da gross ist! Psalm 25,11

Die Bitte um Vergebung ist zentral im 25. Psalm. Es ist der elfte von zweiundzwanzig Versen. Um ihn dreht sich alles. Wir kennen die Vergebungsbitte vom Unservater. Dort ist sie auch zentral. Manchmal beten wir sie gedankenlos, manchmal sind wir ganz bei der Sache! «Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.» Und warum wendet sich der Beter an Gott? Weil Gott um seines Namens willen vergibt, es also seinem Wesen entspricht, barmherzig und gnädig zu sein. Das meint Heinrich Heines (ein wenig grenzwertiges) Bonmot: «Dieu me pardonnera, c’est son métier.»
Die Vergebungsbitte folgt auf die Brotbitte, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass wir auch die Schuldvergebung täglich üben sollten. Aber ist es wirklich nötig, die eigene Schuld täglich zu bekennen? Machen wir uns dann nicht schlechter, als wir sind? Ich denke, dass wir eher dazu neigen, uns zu überschätzen. Wenn wir meinen, wir können uns schadlos oder schuldlos halten. Oder wenn wir auf die Idee kommen, einmal im Jahr Gott um Vergebung zu bitten, genüge. Eine jährliche Reinigung mag für die Dentalhygiene stimmen, aber um Gottes Vergebung zu bitten, hat mehr mit Zähneputzen zu tun.
Aber bitte nicht übertreiben! Mit einer Zahnbürste im Maul lebt’s sich schlecht.

Von: Ralph Kunz