Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken,
regnet Gerechtigkeit! Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf!
Ich, der HERR, erschaffe es.
Jesaja 45,8

Ein Wetter-Naturbild, das allen, die gärtnern oder bauern, aus dem Herzen spricht. Wenn es knochentrocken ist, geht der Blick zum Himmel, vielleicht mit dem Stossgebet «O Heiland, reiss die Himmel auf!». Zwar passt der Zeitpunkt nicht – zumindest nicht für unsere Breitengrade – aber in Israel ist der Winterregen wichtig. Fällt er aus, wächst nichts. Der Blick nach oben verbindet sich beim Propheten mit einem tapferen Beten, das er an die Wolken richtet: «Regnet Gerechtigkeit!» Aber die Gerechtigkeit kommt nicht nur von oben. Sie soll von unten mit aufwachsen. Nicht nur der Himmel, auch die Erde soll sich öffnen. Ein Kreislauf kommt in Gang und siehe, schon spriesst es! Huldrych Zwingli liebte dieses Bild. Eine seiner wichtigsten Schriften heisst «Von der göttlichen und menschlichen Gerechtigkeit». Und von Zwingli her gibt es eine Linie zur politischen Theologie der Gegenwart – eine Kette von Zeuginnen und Zeugen, die rufen: «Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!»
Ersetzt der Appell den Blick nach oben? Ich finde den letzten Satz der Losung wichtig. Es wird dasselbe Wort wie in der Schöpfungsgeschichte verwendet. «Ich, der Herr, erschaffe es.» Gilt auch für die menschliche Gerechtigkeit …

Von: Ralph Kunz