Der HERR sprach zu Elia: Ich will übrig lassen
siebentausend in Israel, alle Knie, die sich nicht
gebeugt haben vor Baal.
1. Könige 19,18

Ort des Geschehens ist der Berg Horeb. Elia steht, wo Moses Jahre zuvor die Zehn Gebote empfangen hat, und als Gott sich weder im Sturm noch im Beben noch im Feuer verlauten lässt, hört Elia «die Stimme verschwebenden Schweigens» (Martin Buber). Danach redet Gott Tacheles mit seinem Propheten. Er beschliesst, einen heiligen Rest am Leben zu lassen. Wer weiter Baal anbetet, findet keine Gnade. Das ist echt gruselig! Unter interreligiösem Dialog stellen wir uns etwas anderes vor. Aber mit Blick auf die Geschichte war das Orakel nur konsequent. Bevor Elia zum Horeb kam, machte Gott auf einem anderen Berg mit den Baalspriestern kurzen Prozess. Elia macht die Schmutzarbeit für Gott. Wenn das alles wäre, was wir über Gott und seinen Propheten wüssten, wäre es höchste Zeit, aufzustehen und die Knie durchzustrecken. Doch Gott sei Dank bleibt es nicht beim Gemetzel. Die Geschichte geht weiter und die Religionspolitik Gottes ändert sich. Spätestens bei Jona, dem mürrischen Antipoden zu Elias, wird es offenbar. Ihm wird beschieden, er soll Ninive eine Gnadenfrist verkünden. Am Ende beugt sich Gottes Macht und neigt sich allen Menschen zu. Und wir? Wir sangen: «Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!»

Von: Ralph Kunz