Wer kann sagen: «Ich habe mein Herz geläutert
und bin rein von meiner Sünde.»
Sprüche 20,9

Wer tut sich nicht schwer mit der Frage nach der Sünde? Unser Text kommt aus einer Reihe von Sprüchen, die wohltun, weil sie den Alltag ansprechen und doch darüber hinausweisen: «Es ehrt einen Mann, dem Streit fern zu bleiben, jeder Tor aber fängt Streit an.» (Sprüche 20,3)
Etwas alltäglich, etwas locker, so kommen die beiden Sätze daher. Und beide handeln vom Leben, meinem Leben und dem Leben in der Gesellschaft. Beide Sätze sollen mir helfen, mein Leben so zu gestalten, dass ich achtsam mit meinem Herzen umgehen kann. Und sie sollen aufzeigen, dass genau diese Achtsamkeit für das Zusammenleben der Menschen gut ist. Ich weiss nicht, wie genau das geht, sein Herz zu läutern. Aber ich kann nachdenken, stille sein, mir Fragen stellen lassen von Menschen, die mit mir auf dem Weg sind. Und dann kann ich mein Verhalten ändern. Ich muss Konflikten nicht aus dem Weg gehen, kann aber aus dem Nachdenken heraus diese so gestalten, dass kein Streit entsteht. Das ist vielleicht das, was wir alle beitragen können, gerade in dieser schwierigen Zeit, wo Menschen sich wieder bekriegen. Was genau Sünde ist, ist damit nicht geklärt. Und das ist gut so, denn gerade dieses Wort ist eines, das belastet und mich einknicken lässt.

Schenke du uns die Kraft, nachzudenken und uns ganz am Leben zu orientieren.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud