Schlagwort: Madeleine Strub-Jaccoud

22. April

Gelobt sei Gott, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die ihm vertraut haben. Daniel 3,28

Drei Männer weigern sich, einem Standbild des Königs Nebukadnezar zu huldigen. Ihr Gott ist der alleinige Gott, dem sie vertrauen. Sie sollen in einem Feuerofen umkommen. Doch das Feuer tut ihnen nichts, und der Tyrann schützt darauf ihren Glauben. So weit die dramatische Geschichte. Sich hinzustellen und der Macht eines Menschen oder auch einer Gruppe von Menschen zu widerstehen, braucht Kraft und Mut. Und es braucht den festen Glauben an die Kraft Gottes, der Lebendigen. Es ist der König selbst, der Gott lobt. Hat er etwas gelernt? Oder ist es reiner Opportunismus? Ich bin mir da nicht so sicher. Gerade weil es nicht so transparent ist, was der König meint, lerne ich, unabhängig von Machthaber:innen Gott zu loben für seine Hilfe, für seine Engel. Und ich bin dankbar für alle Menschen, die sich hinstellen und sich eindeutig zum Gott des Lebens bekennen.

Aber wo sind sie? Für mich sind sie in der weltweiten Kirche, sie sind überall da, wo Kirchen am Frieden arbeiten und ihre Stimme einbringen, etwa im Südsudan. Sie sind da, wo Menschen lernen, anders zu denken und damit Partei für die Schwachen zu ergreifen.

Danke, Gott, für die Menschen, die sich zu deiner Kraft bekennen.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

21. April

Wer als Verleumder umhergeht, gibt Vertrauliches preis, wer aber verlässlich ist, behält Geheimnisse für sich. Sprüche 11,13

Als Kind hatte ich so gerne ein Geheimnis in meinem Kopf. So gerne, dass ich verkündete: «Ich habe ein Geheimnis», und alle, die das sahen und hörten, hatten nur ein Ziel: dass ich das Geheimnis preisgebe. Es waren ja kleine Geheimnisse. Heute habe ich es nicht mehr so mit den Geheimnissen. Sie sind ein Machtinstrument, das Transparenz und gemeinsames Handeln verunmöglicht. Und doch gibt es Situationen, in denen ich auf einen Text schreibe «vertraulich», selten zwar, aber dann, wenn ein zu lösendes Problem vorbesprochen werden muss. Dann bin ich dankbar, wenn das sogenannte Geheimnis nicht die Runde macht. Es gibt auch in meinem Leben Dinge, die ich für mich behalte, sie nicht teile. Das ist meine Privatsache. Und es gibt Problemlösungen, die ich noch eine Zeit lang nicht besprechen kann oder will, weil sie reifen müssen. Intransparenz aber wird zum Machtmissbrauch, wenn sie gewollt ist, wenn es darum geht, Mitarbeitende oder Partner auszuschliessen, um sie dann vor vollendete Tatsachen zu stellen. Geheimnisse für mich behalten kann hilfreich sein. Ich denke, es ist wichtig, diese von Intransparenz zu unterscheiden. Es ist gut, dass uns das Buch der Sprüche darauf aufmerksam macht. Denn gerade die Geschichte der Geheimnisse ist eine, die auch in der Politik und im alltäglichen Tun eine Rolle spielt.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

21. März

Gott gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand. Daniel 2,21

Ein humorvoller junger Mann ist dieser Daniel, respektive er versteht es, Gott darum zu bitten, ihm Nebukadnezars Traum mitzuteilen, um dann festzustellen, dass die Weisheit von Gott kommt. Aber zuerst lässt er es sich nicht nehmen, von den Königen zu reden, die abgesetzt werden, und wie dann wieder neue kommen, die auch abgesetzt werden. Er weist so auf Nebukadnezars Reich hin, das aufgeteilt werden wird. Humorvoll dabei ist, dass es keine Dramatik, kein Besserwissen, keine Rechthaberei braucht, um das zu kommunizieren, was kommuniziert werden muss. Daniels Denken, Beten und Tun verhinderte, dass der Befehl des Königs, alle Weisen zu töten, umgesetzt werden musste. Für mich wird gerade damit offenbar, was Weisheit ist: nachzufragen bei Gott, um damit Gewalt und Leiden zu verhindern. Nachzufragen bei Gott ist eine Möglichkeit. Eine andere ist es, auf Gottes Stimme zu hören, auch wenn wir nicht nachfragen. Und es könnte auch sein, dass wir uns gerade in der schwierigen Zeit, in der wir uns befinden, ein wenig zurücknehmen, nicht allein auf unsere Kraft vertrauen. Weisheit und Verstand können ein Geschenk sein, das uns ermutigt. Und sicher brauchen wir Ruhe, Gelassenheit, Zuversicht und Humor, um festzuhalten daran, dass der Gott des Lebens wirkt und auf der Seite der Menschen und der Schöpfung ist.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

20. März

Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut? Psalm 116,12

Es sind ein paar Worte, die mir aus dem Psalm entgegenkommen, Worte, die helfen, die Losung wertzuschätzen: «Er hat sein Ohr zu mir geneigt» (Vers 2), «Der Herr behütet die Einfältigen» (Vers 6), «Du hast mein Leben gerettet». Darauf fragt der Sänger oder die Sängerin des Psalms, was er oder sie Gott zurückgeben kann. Vielleicht dass ich selber mein Ohr neige, um die Stimme der Lebendigen zu hören. Oder dass ich selber einfältig sein kann und nicht vom Drang beseelt bin, die Welt erklären zu müssen und sowieso alles besser zu wissen. Leben retten? Darum kann ich Gott bitten, dass die Lebendige den Menschen, die unter Krieg, Gewalt, Unterdrückung, Hunger und Durst leiden, beisteht und ihnen hilft. Von der Barmherzigkeit Gottes ist in unserem Psalm die Rede. Sie soll in erster Linie den Leidenden zuteilwerden. Zu ihnen neigt sich das Ohr, in meiner Einfalt kann ich beten und kann um Leben in Gerechtigkeit und Frieden für alle bitten. Ob ich mit diesen Gedanken und diesem Tun Gott etwas zurückgebe, weiss ich nicht. Aber das ist auch nicht so wichtig. Wichtig scheint mir, dass ich beharrlich daran festhalte, dass Gottes Barmherzigkeit eine Kraft ist, mit der ich in meinem Leben rechne und dankbar bin dafür.

Danke, Gott des Lebens, dass du für alle Menschen da bist.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

22. Februar

Dienet dem HERRN mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken.
Psalm 100,2

Ein Vers aus dem bekannten Psalm begleitet uns auf der Entdeckungsreise zum Finden der Gründe, die uns zum Lob Gottes, der Lebendigen, ermuntern, ja zum Singen des Lobes anstacheln. Es sind die Erfahrungen von gelingenden Beziehungen, von Gesundheit, von Kraft, von Dankbarkeit, die in unserem Herzen auf der Entdeckungsreise wach werden. Wir werden uns bewusst, was gut ist. Und das, so meine ich, ist heilsam. Vielleicht sind es nur kurze Momente, die uns durchatmen lassen. Aber sie kommen wieder, denn, so sagt der Psalm, Gottes Gnade währt ewig. Wie aber bringe ich dies zusammen mit dem Schweren, dem Belastenden? Wie bringe ich das Frohlocken zusammen mit der Trauer um die Opfer der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen? Wo ist Gott in alledem?
Ich bin überzeugt, dass wir gerade diese Fragen, auch unsere Verletzlichkeit, unsere Ängste, unsere Zweifel der Lebendigen anvertrauen können. Das gehört dazu, wenn wir Gott dienen. Denn die Lebendige ist da in unserem Leben und im Leben aller Menschen und der ganzen Schöpfung. Und so können wir auf unserer Entdeckungsreise beides anschauen, das Gute und das Schwere, und die Fülle des Lebens entdecken.
Dafür danke ich dem Gott des Lebens von Herzen.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

21. Februar

Wer kann sagen: «Ich habe mein Herz geläutert
und bin rein von meiner Sünde.»
Sprüche 20,9

Wer tut sich nicht schwer mit der Frage nach der Sünde? Unser Text kommt aus einer Reihe von Sprüchen, die wohltun, weil sie den Alltag ansprechen und doch darüber hinausweisen: «Es ehrt einen Mann, dem Streit fern zu bleiben, jeder Tor aber fängt Streit an.» (Sprüche 20,3)
Etwas alltäglich, etwas locker, so kommen die beiden Sätze daher. Und beide handeln vom Leben, meinem Leben und dem Leben in der Gesellschaft. Beide Sätze sollen mir helfen, mein Leben so zu gestalten, dass ich achtsam mit meinem Herzen umgehen kann. Und sie sollen aufzeigen, dass genau diese Achtsamkeit für das Zusammenleben der Menschen gut ist. Ich weiss nicht, wie genau das geht, sein Herz zu läutern. Aber ich kann nachdenken, stille sein, mir Fragen stellen lassen von Menschen, die mit mir auf dem Weg sind. Und dann kann ich mein Verhalten ändern. Ich muss Konflikten nicht aus dem Weg gehen, kann aber aus dem Nachdenken heraus diese so gestalten, dass kein Streit entsteht. Das ist vielleicht das, was wir alle beitragen können, gerade in dieser schwierigen Zeit, wo Menschen sich wieder bekriegen. Was genau Sünde ist, ist damit nicht geklärt. Und das ist gut so, denn gerade dieses Wort ist eines, das belastet und mich einknicken lässt.

Schenke du uns die Kraft, nachzudenken und uns ganz am Leben zu orientieren.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

21. Januar

Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten
das Böse nicht auch annehmen?
Hiob 2,10

Hiob kommt mir ganz nahe in diesem Text. Er leidet grosse Qualen. Er wird vom Satan, vom Bösen, immer mehr bedroht und will sich nicht wehren. Seine Frau sagt ihm, er solle Gott lästern und sterben. Und darauf sagt Hiob, wir sollen auch Böses annehmen. Er leistet Widerstand, will nicht aufgeben und will, so verstehe ich den Text und den Kontext, bei sich bleiben und sich am Guten festhalten. Es geht um das ganz individuelle Festhalten, Aushalten des Leidens. Der Widerstand aber gegen den Satan, das Böse, hat eine politische Dimension. Hiob zeigt mir mit seinem Widerstand, dass auch ich bei mir und meinen Werten bleiben kann. Ich muss mich weder dem, was in meinen Augen böse ist, anpassen, noch muss ich mich vor ihm verbeugen. Aber da ist noch seine Frau, die einen anderen Weg vorschlägt. Auch ihr leistet Hiob Widerstand, lässt sich nicht dreinreden. Das scheint mir auch für mich wichtig. In der Vielstimmigkeit von heute, den vielen Informationen, den Bildern, muss ich immer wieder darauf achten, bei mir zu bleiben und nicht einzuschwenken auf das, was vielleicht ein einfacherer Weg sein könnte. Und: Hiob will leben. Genau dafür können wir Widerstand leisten, nicht für uns, aber für die Menschen, deren Leben besonders gefährdet ist.

Schenke du Leben in dieser so verletzlich gewordenen Welt.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

20. Januar

Der HERR hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand. Jeremia 10,12

das Volk Israel. Ich schreibe diesen Text etwas mehr als eine Woche nach dem Ausbruch des neusten Krieges im Nahen Osten. Die Bilder der Zerstörungen und Geiselnahmen in Israel, das Leiden der Menschen auf der Flucht aus Gaza ohne Wasser und genügend Nahrung, all die Zerstörung der Lebensgrundlagen auf beiden Seiten, wo ist die Kraft Gottes, sein Verstand? Was Jeremia den Menschen sagen will, will Gott, die Lebendige, auch uns sagen: Festhalten am Glauben an das Leben sollen wir, daran, dass Gott da ist in seiner Schöpfung. Meine Ohnmacht ist aufgehoben in dieser Kraft, und auch mir wird Kraft geschenkt werden. Aber ich muss das alles aushalten. Dabei ist es für mich von grosser Bedeutung, immer wieder an die Menschen in all den Kriegen zu denken und um Gerechtigkeit zu beten. Gerade jetzt für die israelische und die palästinensische Bevölkerung, damit sie eine Zukunft und Hoffnung erhalten. Ob dieses Aushalten mit dem Himmel zu tun hat, der durch Gottes Verstand ausgebreitet ist? Ich weiss es nicht. Ich möchte einfach versuchen, in all dem Chaos Gott um die Erneuerung seiner Kraft zu bitten. Kraft für die Menschen, Kraft für die Schöpfung und Kraft für mich.
Denn Gott hat die Erde durch seine Kraft gemacht.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud

22. Dezember

Werdet ihr der Stimme des HERRN nicht gehorchen, so wird die Hand des HERRN gegen euch sein wie gegen eure Väter. 1. Samuel 12,15

In ein paar Tagen ist Weihnachten, und wir feiern Jesu Geburt, jene Geburt, die die Welt verändert, weil sie Hoffnung auf Leben bringt. Da können wir eigentlich keine Strafpredigt des Propheten brauchen, schon gar nicht, wenn wir alle Hände voll zu tun haben für die Vorbereitung des Weihnachtsfestes. Und doch ist die Stimme der Lebendigen durch den Propheten da, und sie sagt uns, dass wir auf Gottes Stimme hören sollen. Gerade in dieser Zeit, in der viel Hektik, laute Weihnachtslieder in den Läden, Lichter überall unseren Alltag zu bestimmen drohen. Die Stimme der Lebendigen hören wir in der Stille des Abends, wenn wir durchatmen und den Tag nochmals an uns vorbeiziehen lassen. Sie sagt uns, dass Gott uns nahe ist. Und sie sagt uns, dass wir uns gerade in dieser Vorweihnachtszeit darauf besinnen sollen,
was das Fest für unser Leben bedeutet. Wie das geht mit dem Gehorchen, weiss ich nicht so recht, aber das macht nichts. Hauptsache, ich nehme mir Zeit und denke an die Menschen, denen es nicht so gut geht wie mir, denke daran, dass Weihnachten auch die Stimme des Friedens in die Welt trägt, denke an den beginnenden Weg Jesu.

Lass uns deine Stimme hören und schenke du allen Menschen
deine Zuwendung.

von: Madeleine Strub-Jaccoud

21. Dezember

Ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Hesekiel 37,14

Es ist wahrscheinlich einer der bekanntesten Texte des Ezechielbuches, aus dem heute zitiert ist. Der Geist der Lebendigen, die Ruach, wird den toten Gebeinen zu Leben verhelfen. Gerne will ich einfach die Vision auf mich wirken lassen, um sie zu bedenken. Da ist die Rede von der Ruach, die zu neuem Leben verhilft. Und zwar in ihrem Land. Gemeint ist die Vereinigung des Nordreichs mit dem Südreich, also die Wiederherstellung Israels. Der Text Ezechiels kann auch als erste Auferstehungsgeschichte verstanden werden. Aber die Ruach, die neues Leben bringt, ist nicht an die Geschichte, wie sie der Prophet erlebt und erzählt, gebunden. Sie wirkt auch heute. Ich bin überzeugt, dass sie dort wirkt, wo Leben bedroht ist, wo Hunger, Durst, Krieg herrschen. Das verbinde ich mit der Hoffnung. Mit der Hoffnung, dass die Lebendige ein Leben in Würde wiederherstellt. Im Text der Propheten ist die Rede davon, dass der Wind aus allen vier Himmelsrichtungen kommt, die Ruach also für alle weht. Das stärkt meine Hoffnung darauf, dass gerade dort, wo Leben besonders gefährdet ist, Gott, die Lebendige, da ist und hilft.

Schenke du den Geist des Friedens und der Gerechtigkeit.

von: Madeleine Strub-Jaccoud