Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Psalm 103,1

Was ist eigentlich das Gegenteil von loben? Der Sinn einer Aufforderung erschliesst sich ja mitunter aus dem, was ich nicht tun soll, wenn ich das tue, was ich tun soll: Ich soll nicht dies oder jenes tun, sondern Gott loben.

Erste Möglichkeit: nicht jammern. Gott loben hiesse dann, auf das Gute und Positive zu schauen, statt schwarzzusehen. Diese Aufforderung ist sicher oft hilfreich. Aber nicht immer. Manchmal ist das Leben schwer, bin ich traurig oder verzweifelt. Dann darf ich klagen. Gerade die Psalmen nehmen Leid und Bedrängnis sehr ernst und schenken mir Worte, meine Klage vor Gott zu bringen.

Zweite Möglichkeit: nicht kritisieren. Auch das ist nicht bib-lisch. Ich denke etwa an jene Stelle im 4. Buch Mose, wo erzählt wird, wie Gottes Volk in der Wüste murrt und Mose genug hat und mit Gott zu rechten beginnt: «Hab ich denn all das Volk geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, in das Land, das du ihren Vätern zugeschwo-ren hast?» Loben statt kritisieren hiesse, alles als gegeben zu akzeptieren und hinzunehmen.

Dritte Möglichkeit: nichts sagen. Gemäss der Haltung: nichts gesagt ist genug gelobt. Eine Haltung, die alles selbstver-ständlich nimmt. Gott loben hiesse so gesehen, eben nicht alles selbstverständlich zu nehmen, sondern zu verstehen, dass wir nicht aus uns selbst heraus sind und alles, was wir sind und haben, verdankt ist.

Von: Maria Moser