Jesus hob die Hände auf und segnete sie. Lukas 24,50

Mitten in der Fussgängerzone hat die Kirchgemeinde ein Ladenlokal gemietet. Es gibt dort nichts zu kaufen, aber als ich vorbeikomme, ist der Laden ziemlich voll. Ich frage mich: was suchen – oder finden – die Menschen dort? Das Team der Citykirche verkauft nichts; es lädt ein, sich allein oder mit anderen segnen zu lassen.

Was bewegt Menschen, sich zwischen einkaufen, Kaffee trinken und Besorgungen machen – sozusagen im Vorübergehen – einen Segen abzuholen?

Zwei Gedanken fallen mir dazu ein:

Segnen, griechisch «eulogein», heisst wörtlich übersetzt: «gut reden», im Sinne von «Gutes reden», «Gutes über jemandem aussprechen» beziehungsweise «ihm und ihr zusprechen».  

Und im (apokryphen) Thomasevangelium sagt Jesus zu den Seinen: «Werdet Vorübergehende.» Er meint: Hängt euch nicht an das, was ihr erreicht habt. Seid und bleibt «im Werden», frei für das Neue, das auf euch zukommt, und dankbar für den Augenblick, in dem die Fülle des Lebens schon da ist.

Indem er sie segnet, verabschiedet sich Jesus im Lukas-evangelium von den Seinen. Aber sein Segen begleitet sie und uns seither als Trost und Stärkung, als Kraft und Hoffnung schenkendes «gutes Wort». Es ist wirksam unter uns, richtet auf, hält die Sehnsucht wach nach einem erfüllten Leben für alle – auch bei den Menschen in der Fussgängerzone.

Von: Annegret Brauch