Monat: Juli 2023

Mittelteil Juli / August

Bolderntexte – das sind wir!
Die Autorinnen und Autoren stellen sich vor
:

Kathrin Asper
Geboren 1941, wuchs ich in Küsnacht auf
und besuchte da die Primarschule. Es folgten
Gymnasium und Studium, das ich in
Literatur und Pädagogik abschloss. Heirat
und Familiengründung. Nach einer Ausbildung
zur Psychotherapeutin führe ich seit
1975 eine eigene Praxis in Meilen. Nunmehr teilpensioniert,
darf ich mich unter anderem dem Garten, den Bolderntexten
und der Malerei widmen. Kirche, religiöse Ikonografie und die
Bibel haben mich immer interessiert und mir viel gegeben.


Heidi Berner
Während meines Biologiestudiums
faszinierte mich die Formenvielfalt
von Rädertieren, Hüpferlingen
und Kieselalgen. In einer kirchlichen
Frauengruppe entdeckte ich später eine ebenso reiche Welt,
die oft im Widerspruch zu meinem naturwissenschaftlichen
Weltbild stand. Ich begann meine Gedanken zu notieren
und mit anderen zu teilen.
Schon zehn Jahre lang bin ich im Team der Bolderntexte,
dankbar für die Herausforderung, in den oft sperrigen, aus
dem Zusammenhang gerissenen Losungstexten etwas zu
entdecken, das zu mir, zu uns heute spricht. Seit Ende 2022
redigiere ich die Bolderntexte – eine Aufgabe, die ich mit
Respekt und Freude übernommen habe.


Rolf Bielefeld
Ich bin 64 Jahre alt und lebe mit meiner
Frau seit gut 20 Jahren in Berlin
bin aber nach wie vor Fan vom BVB
aus meiner Geburtsstadt Dortmund.
Nach Jahren als Vorstand/Geschäftsführer
diverser nationaler und internationaler Unternehmungen
bin ich seit vielen Jahren selbständig als Berater für
Non-Profit-Organisationen unterwegs (www.accitare.de). Ich
bin Mitglied der Iona Community (www.iona.org.uk) und
engagiere mich auch bei Religious for Peace (www.rfp.org) in
Europa. Ausserdem freue ich mich auf meinen Ruhestand in
gut einem Jahr.


Annegret Brauch
Seit vielen Jahren schreibe ich Bolderntexte.
Es ist für mich eine geistliche Übung, eine
Freude und manchmal auch eine Herausforderung.
Im Gespräch mit der mir zugefallenen
Tageslosung oder dem Lehrtext
entdecke ich oft überraschend Neues,
unerwartete Verknüpfungen, Trost und
Kraft des Gotteswortes.
Beruflich habe ich als Pfarrerin in der Gemeinde, im Schuldienst,
in der Erwachsenenbildung, der Frauenarbeit und
zuletzt als persönliche Referentin des Landesbischofs gearbeitet.
Seit April 2022 bin ich im «Ruhestand».


Markus Bürki
Ich bin Vater von drei Kindern, Sozialdiakon,
Erwachsenenbildner, Coach und Supervisor
bso, Umweltberater und Musiker. Ich liebe
Gespräche zwischen Bibel, Bier und Gesang!
Darum habe ich unter anderem ein Buch
geschrieben und veröffentlicht: «Bibel, Bier,
Gesang – das volle Leben!».
Mit viel Freude schreibe ich für die Bolderntexte. In Muttenz
bin ich für die reformierte Kirche als Sozialdiakon in der
Seniorenarbeit angestellt. Daneben bin ich in der Männer- und
Väterarbeit unterwegs.


Dorothee Degen
Meine geistliche Heimat ist die Baptistengemeinde
Zürich. Seit ich in der Mittelschulzeit
den Weg in die Bibelgruppe (VBG)
gefunden habe, gehört die Bibel zu meinem
Leben als sättigendes, manchmal auch
sauer aufstossendes Brot.
Auch das Schreiben gehört zu mir: Artikel,
Bücher, Redaktionsarbeit – und nun eben Bolderntexte.
Ich lebe seit über fünfzig Jahren in Zürich und schätze
mich glücklich, dass unsere drei Söhne, drei Schwiegertöchter
und acht Enkelkinder in guter ÖV-Reichweite wohnen.


Andreas Egli
Als pensionierter Pfarrer und Spitalseelsorger
wohne ich mit meiner Frau in Schaffhausen.
Unsere drei erwachsenen Kinder leben
in Zürich und in der Region Schaffhausen.
Gerne sind wir für unsere vier kleinen Enkelkinder
da. Schon lange beschäftige ich mich
mit der Hebräischen Bibel. Nun habe ich Zeit, die moderne
hebräische Sprache besser kennenzulernen. Die Bibel
betrachte ich als ein «Buch des Lernens» (Ingo Baldermann).
Die Texte dokumentieren, wie Menschen in einer bestimmten
Situation daran waren, etwas Wichtiges zu lernen. Bei späteren
Lesern kann wieder ein Lernprozess stattfinden.


Andreas Fischer
Ein Nichtwissender werden – von diesem
Ziel aller mystischen Wege würde ich mir
wünschen, dass es meinem Leben die Richtung
wiese. Und auch meinem Schreiben
von Bolderntexten. Neugierig warte ich
jeweils auf die mir zugespielten Losungen
und versuche, wenn sie mir dann vorliegen, besonders auf
Unbekanntes zu achten. Einkehr in die Stille und Rückkehr
zum Urtext helfen mir, den Kopf von den eigenen Konzepten
zu befreien. «Giess aus, damit du erfüllt wirst!» (Meister
Eckehart)


Chatrina Gaudenz
Ich bin gebürtige Rätoromanin
und in Lavin im Unterengadin aufgewachsen.
Ich studierte Vergleichende
Religionswissenschaften
mit Schwerpunkt Judentum in Zürich, Luzern und Jerusalem.
Unterdessen bin ich Pfarrerin in der reformierten Gemeinde
Zürich-Fluntern und gehörte von Herbst 2020 bis Herbst
2022 zum Team der SRF-Sendung «Wort zum Sonntag».


Dörte Gebhard
Ich wuchs in der ehemaligen DDR auf,
absolvierte das Abitur nach dem Mauerfall.
Danach studierte ich Theologie in Kiel und
Tübingen; war wissenschaftliche Assistentin
und im Pfarramt in Deutschland. Seit
2010 bin ich Privatdozentin für Praktische
Theologie an der Universität Zürich und seit 2012 Teilzeitpfarrerin
in Schöftland AG mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung.
Ich veröffentlichte «Menschenfreundliche Diakonie», «Glauben kommt vom Hörensagen». Regelmässig
Onlinepredigten, die das Komische am Christentum nicht
verschweigen.


Barbara Heyse-Schaefer
Ich bin Pfarrerin in der evangelischen Pfarrgemeinde
Wien-Währing & Hernals, ab
2024 werde ich im Ruhestand sein. Zuvor
war ich Studentenpfarrerin an den Wiener
Hochschulen und danach viele Jahre
Leiterin der Evangelischen Frauenarbeit in
Österreich. Ehrenamtlich habe ich als Präsidentin des Europäischen
Projekts für Interreligiöses Lernen den Dialog zwischen
christlichen und muslimischen Frauen mitgeprägt,
aber auch den Austausch zwischen Frauen in verschiedenen
Ländern Europas. Ich bin Mutter von drei Kindern.


Matthias Hui
Aufgewachsen bin ich im Zürcher Oberland.
Dort, wo die Reformation für kurze
Zeit viel radikaler umgesetzt wurde als in
der Zwinglistadt. Solche Verbindungslinien
zwischen dem Religiösen, dem Politischen
und dem Privaten haben mich stets interessiert.
In Zürich, Bern und Berlin/DDR studierte ich Theologie.
Unsere Patchworkfamilie in Bern, eingebettet in eine
Wohngemeinschaft in einem grossen Genossenschaftshaus,
ist mein Zuhause. Ich arbeite bei der Menschenrechtsorganisation
«humanrights.ch» und als Co-Redaktionsleiter
der Zeitschrift «Neue Wege» mit Wurzeln im Religiösen
Sozialismus.


Esther Hürlimann
Das Schreiben der Bolderntexte ist für
mich eine spirituelle und kreative Aufgabe,
die ich als Bereicherung empfinde. Meine
Bibelfestigkeit ist sehr selektiv, dafür aber
innig-kritisch – beeinflusst durch mein
Aufwachsen in einem landeskirchlich-liberal
geprägten Pfarrhaus im Kanton Zürich. Die Faszination
für die poetische Kraft der Bibel wurde genährt in meinem
Studium der Geschichte, Germanistik und Judaistik.
Beruflich war ich nach meinem Universitätsabschluss einige
Jahre im Tagesjournalismus tätig, bis ich vor 25 Jahren mit
dem Herausgeben und Schreiben von Büchern begann. Als
Sachbuchautorin habe ich mich auf Firmen- und Familiengeschichten
spezialisiert. Zudem leihe ich meine Feder für
historische Festreden und schicksalhafte Lebensgeschichten
aus.


Ralph Kunz
Es gehört zu den Privilegien meines Berufs,
dass ich mich beinahe täglich mit biblischen
Texten beschäftigen darf. Ich lehre
Praktische Theologie und verdiene sozusagen
mein Brot mit dem Wort. Das Schreiben
von Bolderntexten gehört dazu. Manchmal sperrt sich
aber das Wort gegen meine Verarbeitung. Das macht mir
dann zu schaffen und ich muss warten, bis das Wort an
mir und in mir arbeitet. Ich hoffe, dass diese Wort-Arbeit
in den Bolderntexten spürbar wird, und freue mich, wenn
sie weitergeht.


Andreas Marti
Studiert habe ich Musik – Orgel, Cembalo
und Chorleitung – und Theologie,
diese sozusagen als Hilfswissenschaft für
die Kirchenmusik. Gearbeitet habe ich da,
wo beide Bereiche sich überschneiden, am
Reformierten Gesangbuch, an der Liturgie,
im Unterricht im Rahmen des Theologie- und des Kirchenmusikstudiums.
Die musikalische Praxis, kirchlich und weltlich,
hat immer eine wichtige Rolle gespielt und spielt sie
seit meinem «Ruhestand» konkurrenzlos, mit Orgeldiensten
reformiert und katholisch, deutsch und französisch, mit
Konzerten und in der Chorleitung. Die Bolderntexte fordern
mich als jahrzehntelangen professionellen Predigthörer jetzt
heraus, eigene Reaktionen auf biblische Sätze zu formulieren.
Manchmal reizen mich diese zum Widerspruch oder aber sie
helfen mir, Widerspruch anzumelden gegen vieles, womit ich
nicht einverstanden sein kann. Den Habitus des alten 68ers
wird man offenbar nicht los …


Carsten Marx
Ich wurde 1973 in Krefeld geboren und
wuchs am Niederrhein, in Graz und Wien
auf. Ob als Prediger, Kirchenmusiker, Sprecher,
Chorleiter oder Moderator mag ich
das, was Sprache und Musik können. Seit
Herbst 2014 bin ich als Gemeindepfarrer
im Südburgenland in Grosspetersdorf und Rechnitz tätig.
Ich bin Vater von drei Töchtern, bin gut vernetzt, liebe einen
guten Kaffee, sinnvolle Gedanken, Bücher um mich herum,
inspirierende Gespräche, etwas Neues auszuprobieren und
Fahrten mit der Eisenbahn.


Katharina Metzger
Ich mag es, bei den Bolderntexten schreibend
dem nachzuspüren, was die Bibelverse
in mir auslösen. Die sehr kurze Form
für jeden Tag und die Beschränkung auf
einen oder wenige prägnante Gedanken
gefallen mir. In meine Texte fliesst oft mein
Alltagsleben ein, geprägt durch meine Arbeit als Lehrerin
oder meine Familie. Gerne lese ich solche persönlichen und
aus der jeweiligen Erlebniswelt geborenen Annäherungen
an die Bibelverse auch bei anderen. Andererseits weisen die
Bolderntexte auch über diesen Alltag hinaus und rühren an
die Wunder und die Abgründe des Lebens.


Maria Moser
Ich studierte Theologie in Wien und Interkulturelle
Frauenforschung in Manila. Seit
September 2018 bin ich Direktorin der Diakonie
Österreich. Davor war ich Pfarrerin
in Wien-Simmering und wissenschaftliche
Referentin am Institut für öffentliche
Theologie und Ethik der Diakonie. Ich blicke auf langjährige
Berufserfahrung im Religionsjournalismus als Redaktorin
beim ORF sowie in universitärer Forschung und Lehre und
Erwachsenenbildung zurück.


Ruth Näf Bernhard
Bis zu meiner Pensionierung im Frühjahr
2020 arbeitete ich als Pfarrerin an der
Stadtkirche Winterthur. Früher war ich als
Heilpädagogin und Paar- und Familientherapeutin
tätig. Neben meiner beruflichen Tätigkeit habe
ich stets geschrieben. Mehrere Gedichtbände sind bereits
erschienen, zuletzt «Halte uns im Leben wach» im Echter
Verlag Würzburg (2023).
Der Mensch steht im Zentrum, wenn ich schreibe. Der einzelne
Mensch mit seiner Geschichte. Der Mensch vor Gott.
Der Mensch in Beziehung. Und wie sich im Spiegel biblischer
Texte dieses Leben verstehen und ausweiten lässt.


Elisabeth Raiser
Aus allen beruflichen und fast allen
ehrenamtlichen Tätigkeiten bin ich
inzwischen ausgeschieden, habe viel
Zeit und eine grosse Familie, die mich
beglückt. Die politischen Ereignisse wecken in mir zunehmend
den Gedanken: Was könnte ich in meinem kleinen
Umfeld für eine positive Wendung tun? Im Moment: welche
Schritte zum weiteren Energiesparen und zur Rückkehr zu
einem verantwortlichen Friedensdiskurs? Das fordert mich
im besten Sinn heraus.
Jeden Morgen lesen mein Mann und ich den jeweiligen
Bolderntext. Welche Fülle an Glauben, Erkenntnissen,
Lebenserfahrungen kommt uns da entgegen! Danke!


Felix Reich
Felix Reich, 1977. Ich wohne mit meiner
Frau und meinen drei Töchtern
in Zürich. Ich bin in Marthalen und
Winterthur aufgewachsen und seit
2012 Redaktionsleiter der Zeitung «reformiert.» in Zürich.
Zuvor arbeitete ich als freier Journalist und zehn Jahre in
verschiedenen Funktionen in der Redaktion der Tageszeitung
«Der Landbote», zuletzt als Bundleiter Stadt Winterthur
und Kultur. Ich studierte Germanistik, Allgemeine
Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaften in
Zürich und Berlin. Ich bin Mitglied des Patronatskomitees
der Sozialwerke Pfarrer Sieber und spiele beim FC Religionen.


Barbara und Martin Robra
Wir verfassen unsere Texte gemeinsam.
Wir leben seit 1994 in der Suisse
romande. Zuvor lebten wir beide in
von Stahlwerken geprägten Kirchgemeinden
im Ruhrgebiet. Zur Familie gehören fünf Kinder
und zwei Enkelkinder, Pferde, Esel und Katzen.
Barbara: Ich bin selbständig und produziere Bücher, Filme
und Ausstellungen mit meiner Firma CAM (Communication,
Arts, Media).
Martin: Ich habe in verschiedenen Funktionen für den Ökumenischen
Rat der Kirchen gearbeitet.


Gert Rüppell
Nach einer Ausbildung zum Reedereikaufmann
und meiner Mitarbeit in
verschiedenen ökumenischen Aufbaulagern
studierte ich Theologie in
Helsinki, Kiel und Hamburg. Ich arbeitete unter anderem an
den Universitäten Hamburg, Helsinki und Bielefeld, an der
Missionsakademie und der Internationalen Volkshochschule
Viittakivi, Finnland, und war für acht Jahre im Bereich Bildung
und Mission beim Ökumenischen Rat der Kirchen tätig.
Ich habe zwei Kinder, die mit ihren jeweiligen Partnern und
vier Enkelkindern in Finnland leben.


Benedict Schubert
Im Feld, das sich zwischen der evangelisch-
reformierten Kirche, der Communität
Don Camillo, der weltweiten Kirche
(namentlich Angola und Moçambique)
auftut, habe ich mich im Studium, im
Berufsleben und seit Juni 2022 als Pensionär
bewegt. Biblische Texte faszinieren mich als Räume, in denen ich
Gott, den anderen, der Welt und mir selbst begegne. Manchmal
verlasse ich diese Räume mit mehr Fragen, als ich sie
betreten habe. Andere Male geht mir darin ein Licht auf,
das mich lange begleitet und mir den Weg leichter macht.


Heiner Schubert
Seit ich 21 bin, lebe ich in der Communität
Don Camillo. Mir passt das Leben in
Gemeinschaft sehr. Meinen Alltag verbringe
ich damit, zu kommunizieren, in
Wort und Bild (www.wort-hand.com). Oft
habe ich es dabei mit der Bibel zu tun, aber
ich stehe immer noch sehr am Anfang. Was für ein Buch!
Theologie habe ich studiert und dann eine Schreinerlehre
absolviert und geheiratet. Heute höre ich viel zu, predige, so
oft es geht, und versuche, im Auftrag der Gemeinschaft die
Gemeinschaft zusammenzuhalten.


Hans Strub
Hans Strub, geb. 1945, Mitschreiber an den
Bolderntexten bin ich seit 1973, insbesondere
in der Zeit als Studienleiter und Leiter
von Boldern (1979–1987). Vor dieser Zeit
war ich Gemeindepfarrer in Zürich-Hirzenbach,
nach der Boldernzeit Beauftragter für
die Vikariats-Ausbildung (im Konkordat) und die Weiterbildung
der Pfarrerinnen und Pfarrer (in den ref. Kirchen der
Schweiz). Seit 2010 bin ich pensioniert und Mitglied der Bezirkskirchenpflege
Zürich. Mitwirkung im Helfereitheater. Verheiratet
mit Madeleine Strub-Jaccoud, eine Tochter und zwei
Söhne, zusammen sechs Enkelkinder.


Madeleine Strub-Jaccoud
Die Bolderntexte gehören zu meinem
Leben – als Leserin und Schreiberin bin
ich mit Mitlesenden verbunden. Eine Boldern-
Community – das ist der Traum, der
weitergehen soll. Meine Lebensschritte
führten immer wieder nach Boldern. So
auch jetzt, nach meiner Zeit als Direktorin von Mission 21,
Basel, als Präsidentin des Fördervereins Boldern. Und wie
gerne bin ich auch Grossmutter von sechs Enkelkindern!


Lars Syring

Lars Syring, Jahrgang 1971. Ein Ostwestfale
im Appenzell. Ich mag das Meer und Spaghettieis.
Ich backe mein tägliches Brot
selbst, fotografiere gerne und betreibe
einen Youtube-Kanal: #Mystik und Ich. Seit
2001 bin ich Pfarrer in Bühler AR. Ich bin
verheiratet und habe drei Kinder.
Sigrun Welke-Holtmann
Ich bin 47 Jahre alt, verheiratet und Mutter
zweier erwachsener Söhne. Wir wohnen
mit unserem Hund in Homburg/Saar.
Seit 2016 bin ich Dozentin für Gottesdienst,
Predigt und Seelsorge am Protestantischen
Predigerseminar in Landau/Pfalz. Davor
war ich mit viel Freude elf Jahre Gemeindepfarrerin.
Meine Bolderntexte kann man manchmal sogar hören, da
sie mir ab und zu als Vorlage für meine Radioandachten im
Saarländischen Rundfunk dienen.

31. Juli

Jesus spricht zu Nikodemus: Wundere dich nicht,
dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren
werden.
Johannes 3,7

Die Auslegung eines einzelnen Bibelverses ist Faszination
und Herausforderung zugleich. Indem wir den Kontext ausblenden,
können wir uns dafür umso mehr auf dessen Essenz
konzentrieren und der geheimnisvollen Wucht eines einzelnen
Satzes nachgehen. Wir befinden uns hier in einem
Dialog. Jesus hat seinem Gesprächspartner das Wesen seiner
Philosophie erklärt. Dieser reagiert irritiert oder sogar
kritisch. Worauf Jesus so gar nicht «Jesus-like» antwortet:
Hey, hast du dir schon mal überlegt, all das, was du bisher
geglaubt hast, über den Haufen zu werfen und aus einer
komplett neuen Perspektive zu betrachten?
Was Jesus da zu Nikodemus sagt, spricht mich mitsamt seinem
Tonfall an. Unserer Welt täte es aktuell sehr gut, wir
würden einander alarmierter zureden. Wenn ich etwa an
den Klimawandel denke, so wünschte ich mir, Politik und
Wissenschaft würden vermehrt in Imperativen reden und
ihre Stimmen deutlicher erheben – ohne die Hoffnungs-
losigkeit zu triggern. Wie das gehen könnte, zeigt uns Jesus. Im
Bild der neuen Geburt zeigt er uns eine Chance. Kein «Nach
euch die Sintflut!». Kein Heraufbeschwören einer Endzeitstimmung.
Kein panischer Appell zu Aktivismus, sondern einfach:
Ihr müsst euch selbst verändern. Nur wenn wir an eine
stetige Erneuerung unserer selbst glauben und daran Tag für
Tag arbeiten, werden wir neue Wege einschlagen. Dort, wo
es nottut.

Von: Esther Hürlimann

30. Juli

Ich erzähle dir meine Wege, und du erhörst mich;
lehre mich deine Gebote.
Psalm 119,26

Vor einigen Jahren schrieb der damalige französische Premier
Dominique de Villepin in der Zeitung «Le Temps», dass
er nicht verstehe, weshalb die Welt nicht viel mehr nach
Frankreich blicke. Schliesslich hätte sein Land im Lauf der
Geschichte oft die besten politischen Lösungen gefunden.
Das fand ich lustig, denn nicht nur die Franzosen scheitern
daran, das auf allen Ebenen sich ständig ausbreitende Chaos
zurückzudrängen. Wir Menschen scheitern an der Organisation
der Welt.
Das ist nichts Neues. Psalm 119 sieht als einzigen Ausweg
die Hinwendung zu Gott. Das gilt auch für das Leben des
Einzelnen. Die Vertrautheit der Szene – ich sitze Gott zu
Füssen und erzähle, was gerade so läuft – rührt mich an.
Die Bitte, die folgt, verpflichtet. Ich will mich auf den Weg
machen und mich leiten lassen von dem, was ich gehört
habe. Die Übersetzung des geschriebenen oder gesprochenen
Wortes in eine Weisung, die von Gott kommt, besorgt
der Heilige Geist. Meine Aufgabe ist es, die Ohren zu spitzen
und mit wachem Sinn durchs Leben zu gehen, die Bibel zu
lesen, die Zeitung oder Bolderntexte. Es springt mich auch
mal eine Litfasssäule an oder ein Graffiti. Ordnet sich durch
das unverhoffte Angesprochensein etwas und Gelassenheit
stellt sich ein, ist der Geist am Werk.
Herr de Villepin verwirrte mich damals eher.

Von: Heiner Schubert

29. Juli

Jesus sprach zu den Jüngern: Meine Seele ist betrübt
bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir!
Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein
Angesicht und betete.
Matthäus 26,38–39

Wie ein schwarzes Tuch liegt die Nacht über der Stadt. Wir
gehen in die Kirche. Osternacht. Die Gesichter der Männer,
Frauen, Jugendlichen und Kinder sind nicht zu erkennen.
Es ist zu dunkel in den alten Gemäuern. Da tritt der Kantor
vor und singt. Er hat eine tragende, helle Stimme. Er singt
einmal, zweimal, mehrmals: «Bleibet hier und wachet mit
mir. Wachet und betet. Wachet und betet.» Jetzt lädt er die
Gemeinde ein, mitzusingen. Keiner und keine öffnet den
Mund. Es ist, als ob niemand die Dichte dieser Worte stören
möchte. Wir hören zu.


Bleiben und wachen. An Jesu Seite. Wir sehen, wie er sich
im Garten Gethsemane auf den Boden wirft. Am Abend vor
seiner Kreuzigung betet Jesus: «Mein Vater, ist’s möglich, so
gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will,
sondern wie du willst!» (Vers 39). – Nicht wie ich will, sondern
wie du willst. Das ist die Lektion, die zu üben ist. Wir
bleiben an seiner Seite, solange wir können. Bleiben wach
oder schlafen manchmal auch ein wie seine Freunde. Und
wir üben. Im ringenden Beten macht Jesus Gottes Willen zu
seinem eigenen. Dann steht er auf. Er ist bereit, von seinen
Wünschen abzusehen. Er ist ganz für Gott da.

Von: Chatrina Gaudenz und Lars Syring

28. Juli

Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Matthäus 6,24

Warum eigentlich nicht? Warum soll ich nicht zwei Herren
dienen können? Viele haben zurzeit mehrere Jobs, oft reicht
es gar nicht, nur einen zu haben. Ein Gehalt ist für manch
eine kaum genug zum Überleben, schon gar nicht, wenn
sie Familie hat. Warum nicht Gott und dem Mammon, was
immer das genau ist und mit Reichtum und Vermögen übersetzt
wird, dienen?
Liegt das an mir oder an denen?
Man könnte sich mit der Arbeitszeit doch absprechen.
Sonntags von 10.00 bis 11.30 Uhr Gott und werktags dem
Mammon dienen. Und samstags frei. Das ist im Grunde doch
nur eine Frage der Absprache. Da muss man ja nicht gleich
emotional werden.
Doch was in der Arbeitswelt von heute anscheinend kein
Problem mehr ist, sieht in diesen besonderen Dienstverhältnissen
anders aus.
Denn beide, Gott und der Mammon, haben etwas gemeinsam.
Den Absolutheitsanspruch.
Den Absolutheitsanspruch auf dich und auf mich. Da gibt
es keine Absprachen in Sachen Arbeitszeitregelung, da geht
es um ganz oder gar nicht. Teilzeit-Christin geht halt nicht,
obwohl wir heute so gerne alles bedienen mögen und ständig
«out of the box» denken und mega flexibel sind.
Manchmal muss man und frau sich eben doch entscheiden,
was ihr wichtig ist, woran er sein Herz hängt.

Von: Sigrun Welke-Holtmann

27. Juli

Ich, ich bin der HERR, und ausser mir ist kein Heiland.
Jesaja 43,11

«Ich, ich, ich …» Die drei Geschwister umringen die Oma,
ja führen regelrecht einen Tanz um sie auf. Alle recken den
Finger hoch, oder gleich beide Hände, denn je mehr die eine
den anderen verdrängt, abdrängt, desto besser. Alle wollen –
lautstark – … ich, ich, ich!
Kinder können so erfrischend selbstbewusst sein, ihre
Bedürfnisse in die Mitte stellen, in den Vordergrund schreien.
«Ich, ich, ich …» Einfach wunderbar.
Als Jugendliche habe ich gelernt, dass der Esel sich immer
zuerst nennt, und habe aufgehört, ein «ich» an den Satzanfang
zu stellen, wenn noch jemand anderes mitgenannt wird.
Als höflicher Mensch nennt man den anderen immer zuerst.
Komisch, dass mir das zuerst einfällt, als ich die Losung
lese und zur Oberlehrerin mutiere, die Gott gerade mal eine
Lektion Anstand beibringen könnte.
Bis …, ja, bis ich die Stelle im Jesajabuch lese und einsehe,
dass es genau darum geht. Dass es eben keinen anderen gibt!
Keinen Gott ausser Gott.
Ausser Gott ist kein Heiland.
Unsere menschlich-höflichen Anstandsregeln gelten hier
nicht und wahrscheinlich vieles andere, was uns so wichtig
und richtig erscheint, auch nicht.
Ich bin’s – und sonst keiner. Eigentlich ganz einfach. Und
einfach erfrischend wunderbar.

Von: Sigrun Welke-Holtmann

26. Juli

Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem
Angesicht Gottes des HERRN.
1. Mose 3,8

Wussten Sie, dass der Vogel Strauss 2,50 m gross ist und
mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h bis zu einer halben
Stunde laufen kann? Er ist in der Lage, sich durch gezielte
Tritte gegen Löwen und Geparden zu verteidigen. Woher
also die Legende stammt, dass er bei Gefahr den Kopf in den
Sand steckt, ist eigentlich unverständlich.
Tatsächlich entspricht die Redensart von der Vogel-Strauss-
Taktik mehr unserer menschlichen Reaktion auf störende
oder überfordernde Situationen.
Am häufigsten ignoriere ich E-Mails, auf die ich reagieren
sollte. Kurz gelesen, auf später verschoben, und schon sind
sie im unteren Bereich meines Postfachs verschwunden.
Ich ignoriere auch Eingebungen, und das ist schlimmer: Bei
XY sollte ich mich dringend melden. Dies oder das sollte ich
in Ordnung bringen. Seit meiner Krebserkrankung vor ein
paar Jahren mache ich das seltener. Ich greife schneller zum
Handy, wenn ich an jemanden denke …
Vor dem Angesicht Gottes können und brauchen wir uns
nicht zu verstecken. «Ich sitze oder stehe auf, so weisst du
es; du verstehst meine Gedanken von ferne» heisst es im
Psalm 139. Er kennt unser Herz. Wir können aufhören, den
Kopf in den Sand zu stecken, und dürfen uns auf die Suche
nach neuen Wegen machen!

Von: Barbara Heyse-Schaefer

25. Juli

Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen
und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn
in eurem Herzen.
Epheser 5,19

Dona nobis pacem.
Unzählige Male ist das
gesungen worden –
gerade in den letzten
anderthalb Jahren!


Hat es etwas genützt?
Offensichtlich nicht!
Es reicht ein Blick
in die täglichen News:
da ist keine friedliche Welt.
Konflikte gibt es auch
im Kleinen, in der Familie,
in der Nachbarschaft.


Ändern wir die Blickrichtung:
Wir sollen ja einander
mit Singen ermuntern,
weiterhin an Frieden
zu glauben. Trotz allem.
Wir sollen singen, damit
wir die Hoffnung nicht
aus dem Herzen verlieren.
Dona nobis pacem.

Von: Heidi Berner

24. Juli

Er führet mich auf rechter Strasse um seines
Namens willen.
Psalm 23,3

Vor einigen Jahren hatte ich in meinen Ämtern
allerlei Widrigkeiten auszuhalten. In jener Zeit
übertrug ich Psalmen in mein Weltbild, auch Psalm 23.


Ich fühle mich geborgen, mir fehlt nichts.
Immer wieder finde ich Orte,
an denen ich mich erholen und auftanken kann.
So erneuert sich mein Leben ständig.
Überraschende und gute Wege entdecke ich,
weil ich an die Liebe glaube.
Wenn ich in Schwierigkeiten stecke,
habe ich keine Angst,
denn mein Grundvertrauen lässt mich aufrecht gehen,
gibt mir Mut und Zuversicht.
Ich erfahre die Fülle des Lebens
und muss nicht neidisch und habgierig sein.
Dafür bin ich dankbar mit allen, die das genauso erleben,
denn innerlich sind wir reich.
Davon können wir zehren, so lange wir leben.
Und nach uns kommen andere in den Genuss –
so lange sie leben.

Hinterher stelle ich dankbar fest,
dass dies genau der rechte Weg war,
mit dem Schwierigen fertigzuwerden.

Von: Heidi Berner

23. Juli

Wer aus Gott geboren ist, den bewahrt er
und der Böse tastet ihn nicht an.
1. Johannes 5,18

Ich lese in der Wochenendbeilage der Zeitung einen Artikel
über gute Taten. Offensichtlich fühlte sich die Autorin
bemüssigt, etwas Spirituelles zum Thema beizusteuern.
Unter dem Titel «Karma» belehrt sie mich, dass ich durch
gute Taten auf meinem transzendenten Konto Punkte sammeln
könne. Je mehr Punkte, desto höher der Schutz vor
bösen Einflüssen. Wow! Es fehlte nur noch der Hinweis, dass
man sich Sonderpunkte holen kann, wenn für Auslagen im
Zusammenhang mit guten Taten eine Cumulus-Karte verwendet
wird. Ich habe die Zeitung zum Altpapier getan, weil
solide Abfallentsorgung gutes Karma macht! Spotte ich? Ich
bekenne mich schuldig! Aber mir ist auch klar, dass die heutige
Losung säkularen Mitmenschen genauso esoterisch vorkommen
muss wie mir das Karma-Konto (dessen Punktestand
durch den Spott ins Minus gerutscht ist …). Wie kann
man aus Gott geboren werden? Wie muss man sich das
vorstellen? Und warum bringt mir eine solche Geburt Schutz
vor dem Bösen? Vielleicht ist das die entscheidende Pointe
des Gottvertrauens. Gott ist mir als Gebärerin meiner Seele
näher als die Vorstellung, für die Ewigkeit zu punkten. Meine
Beilage zum sonntäglichen Wochenanfang – fragen Sie sich:
Bin ich aus Gott geboren? Antworten Sie mit einem kräftigen
Ja. Wer glaubt, wird bewahrt.

Von: Ralph Kunz