Ich erzähle dir meine Wege, und du erhörst mich;
lehre mich deine Gebote.
Psalm 119,26

Vor einigen Jahren schrieb der damalige französische Premier
Dominique de Villepin in der Zeitung «Le Temps», dass
er nicht verstehe, weshalb die Welt nicht viel mehr nach
Frankreich blicke. Schliesslich hätte sein Land im Lauf der
Geschichte oft die besten politischen Lösungen gefunden.
Das fand ich lustig, denn nicht nur die Franzosen scheitern
daran, das auf allen Ebenen sich ständig ausbreitende Chaos
zurückzudrängen. Wir Menschen scheitern an der Organisation
der Welt.
Das ist nichts Neues. Psalm 119 sieht als einzigen Ausweg
die Hinwendung zu Gott. Das gilt auch für das Leben des
Einzelnen. Die Vertrautheit der Szene – ich sitze Gott zu
Füssen und erzähle, was gerade so läuft – rührt mich an.
Die Bitte, die folgt, verpflichtet. Ich will mich auf den Weg
machen und mich leiten lassen von dem, was ich gehört
habe. Die Übersetzung des geschriebenen oder gesprochenen
Wortes in eine Weisung, die von Gott kommt, besorgt
der Heilige Geist. Meine Aufgabe ist es, die Ohren zu spitzen
und mit wachem Sinn durchs Leben zu gehen, die Bibel zu
lesen, die Zeitung oder Bolderntexte. Es springt mich auch
mal eine Litfasssäule an oder ein Graffiti. Ordnet sich durch
das unverhoffte Angesprochensein etwas und Gelassenheit
stellt sich ein, ist der Geist am Werk.
Herr de Villepin verwirrte mich damals eher.

Von: Heiner Schubert