Ich hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock? Jeremia 2,21
In unserem Garten steht ein Quittenbaum. Im Frühling blüht er jeweils wunderbar, und im Sommer sollten die Früchte reifen. Aber entweder bleiben die Quitten hart und grün oder sie faulen am Baum. Der Gärtner hatte uns einen edlen Quittenbaum versprochen, bekommen haben wir einen schlechten! Was machen? Ich habe im Familienrat dafür plädiert, den Baum zu fällen. Schliesslich hatte er sieben Jahre lang Zeit, uns seine Quitten für das beste Gelee der Welt zu liefern –
und blieb fruchtlos. Jetzt sind wir quitt. Andere Familienmitglieder sind gnädiger und geduldiger, fast hätte ich gesagt edler. Wir kaufen weiterhin das feine Quittengelee unserer Lieblingsmarke im Laden, und der Baum lebt weiter.
Im Jeremiawort geht es um einen Weinstock – ein Bild für das erwählte Volk. Die Erwählung hat nichts gefruchtet. Es gibt (brutale) Gerichtsansagen, die eine Verwüstung des Weinbergs androhen, Stimmen im göttlichen Rat, die für einen Abbruch der Beziehung plädieren. Aber es gibt Gott sei Dank auch eine Stimme, die gnädig, gütig und geduldig ist. Sie sagt: «Ich bin der Weinstock!» Und sie sagt auch: «Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht.» (Johannes 15,15) – Echt edel!
Von: Ralph Kunz