Autor: Sigrun Welke-Holtmann

28. September

Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon. 1. Johannes 2,8

Finsternis und Licht
Hass und Liebe
noch nicht und doch schon
«Meine Lieben» – eindringlich wirbt der Schreiber des 1. Johannesbriefes um seine Leserinnen und Leser: Nichts Neues sage ich – fordere ich von und für euch, sondern etwas Bekanntes, ja, etwas, das von Anbeginn schon gegolten hat und immer noch gilt. Ich will euch die Augen öffnen, vom Blendwerk der Finsternis befreien.

Finsternis und Licht
Hass und Liebe
noch nicht und doch schon
Er kann nicht aufhören, davon zu sprechen, zu schreiben. Es ist zu wichtig, um sich selbst zu betrügen und hinters Licht zu führen oder führen zu lassen: Gottes Kinder seid ihr, sind wir – schon. Es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Seht ihr es nicht?
Finsternis und Licht
Hass und Liebe
noch nicht und doch schon immer
von Anfang an ist Gott das Licht
und in ihm keine Finsternis.

Von Sigrung Welke-Holtmann

27. September

Die vom Volk, die ihren Gott kennen, werden stark sein und danach handeln. Daniel 11,32

Kennen Sie Gott?
Wenn ja, wo und wann haben Sie sie ihn kennengelernt? Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung? Von welcher Seite hat er sich im ersten Moment gezeigt? Und, haben Sie sie gleich als solche erkannt? Als Gott?
Wenn nein, wie konnten Sie ihm die ganze Zeit aus dem Weg gehen? Hatten Sie eine Strategie, ihr nicht zu begegnen? Was heisst es eigentlich, Gott zu kennen? Ist es vergleichbar damit, einen anderen Menschen zu kennen? Sich zu begegnen, vielleicht auf der Strasse oder im Café. Miteinander ins Gespräch zu kommen: Wer bist du und was ist deine Geschichte?
Wie viel Informationen brauche ich über einen anderen Menschen, um sagen zu können, ich kenne Sie? Und wie viel müsste ich über Gott wissen, oder wie viel würde ich gerne wissen, um zu sagen: Ich kenne dich doch!
Kenne ich Gott, wenn ich die Geschichten gelesen habe, die über ihn geschrieben wurden? Kenne ich Gott dann? Kenne ich Gott, wenn ich die Gebote befolge, die ihr zugeschrieben werden?
So viele Fragen, die ich kaum beantworten kann. Aber eines macht mir die Losung aus dem Buch des Propheten Daniel heute klar: Gott zu kennen, verändert. Mich und dich.

Von Sigrun Welke-Holtmann

28. August

Paulus schreibt: Betet für uns, auf dass  Gott uns eine Tür für das Wort auftue.     Kolosser 4,3

Was könnte sie sein, die Tür für das Wort?

Ein interessierter Blick, der nicht an der Oberfläche bleibt, sondern mehr möchte. Mehr sehen, durchschauen, ein  Bild zusammensetzen – Farben, Formen. Nicht einfach nur gedankenlos drüberschauen, sondern sich öffnen. Die Augen sind das Tor zu Seele, so sagt man. Eine Tür für das Wort?

Was könnte sie sein, die Tür für das Wort?

Ein offenes Ohr, das die Hintergrundmusik nicht überhört, sondern lauschen kann. Einzelne Töne unterscheidet. Unser Ohr – Hammer, Amboss, Steigbügel –, so fein und aufeinander abgestimmt, dass selbst das Wachsen des Grases ihnen nicht entgeht. Eine Tür für das Wort?

Was könnte sie sein, die Tür für das Wort?

Ein weites Herz, das weiss, dass es nicht aus sich heraus schlägt, sondern mit jeder Kontraktion die frohe Botschaft des Lebens und der Befreiung rotlebendig bis in den entlegensten Winkel des Körpers pumpt. Unablässig, immer wieder. Eine Tür für das Wort?

Was könnte sie sein, die Tür für das Wort? Du und Ich

Wir könnten es sein?

Von Sigrun Welke-Holtmann

27. August

Du, HERR, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden; lass deine Güte und Treue allewege mich behüten.        Psalm 40,12

Nicht die Gottlosen oder die Anderen sind es, sondern die eigenen bösen Taten, die den Beter, die Beterin gegen Ende des 40. Psalms ereilen. «Meine Fehler holen mich ein, ich kann sie nicht mehr überblicken. Zahlreicher als die Haare auf dem Kopf sind sie – mein Herz verzagt.» (BigS)

Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, sagt der Volksmund. Hier ist Selbsterkenntnis eine Voraussetzung, ein Hauptgrund für das Gebet.

Und so schreien er und sie nicht nach Gerechtigkeit, sondern behaften Gott bei seiner Barmherzigkeit, Güte und Treue – Zuverlässigkeit, so übersetzt es die Bibel in gerechter Sprache, es ist, so finde ich, genau das richtige Wort dafür.

Der Beter sucht Gottes befreiendes Handeln, das die Last, auch die Last der eigenen Sünden, der eigenen Verfehlungen, von den Schultern nehmen kann. Die Beterin sucht etwas, auf das sie sich verlassen kann, auch wenn sie selbst den Überblick verloren hat und sich vielleicht sogar verlassen fühlt. Ein Gegenüber, das nicht nachträgt, sondern mitträgt.

Du, Lebendige, verschliess doch dein Erbarmen nicht  vor mir! Deine Treue, deine Zuverlässigkeit mögen mich allzeit behüten.

Von Sigrun Welke-Holtmann

27. Juli

Einer unter den Aussätzigen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel nieder auf sein  Angesicht zu Jesu Füssen und dankte ihm.                  Lukas 17,15-16

Einer von zehn und dann auch noch ein Fremder! Einer, der nicht von hier und nicht einer von uns ist – einer, der nicht dazugehört.

Und der? Der macht auch noch alles richtig!

Er wendet sich in seiner Not an Jesus – o. k., das hat er sich sicherlich von den anderen neun abgeschaut. Wie er sieht, dass er geheilt ist, läuft er aber nicht den anderen hinterher, sondern dreht einfach um. Macht auf dem Absatz kehrt und kann gar nicht mehr an sich halten.

Die anderen werden den Kopf geschüttelt haben. «Jetzt ist er übergeschnappt.» «Das gehört sich echt nicht!»

Aber das stört ihn nicht. Für ihn hat sich etwas erschlossen, aufgeschlossen. Eine Erkenntnis, die sein Leben verändert, aus der Bahn geworfen hat. Und er hat den Zusammenhang nicht nur erkannt, sondern ist auch bereit, sein Leben darauf einzustellen – umzustellen. Egal, wo er herkommt. Er dreht um, auch wenn neun andere – also die grosse Mehrheit, die meinungsbestimmende Masse – in die andere Richtung läuft und sich sicher ist, dass das die richtige Richtung ist. Er weiss jetzt, wo er dazugehört.

Manchmal hätte ich gerne den Mut dieses Fremden.

Von Sigrun Welke-Holtmann

28. Juni

Der HERR steht mir zu Rechten, so wanke ich nicht.           Psalm 16,8

Die kleine Hand schiebt sich verstohlen in die grosse. Nun sind die beiden verbunden, untrennbar, so scheint es mir, als ich dem Duo entgegenkomme. Die Kleine schaut etwas ängstlich auf meinen Hund, der an der Leine neben mir geht und eher nach Katzen als nach kleinen Mädchen Ausschau hält. Aber man kann ja nie wissen. Doch mit ihrem Vater an der Hand, ja, da kann ihr nichts passieren, da ist sie sich sicher. Und so bleibt sie in sicherem Abstand stehen und ihr Vater mit ihr und sie schaut meinen Hund an. Jetzt eher erwartungsvoll.

«Wie heisst dein Hund?», fragt sie, ohne den Vater loszulassen.

«Maxi», sage ich. «Und du?»

«Maria.»

«Magst du ihn streicheln?», frage ich, weil Maxi ein absoluter Familienhund ist und ich mich auf ihre Kinderfreundlichkeit verlassen kann. Maria zögert noch und blickt zu ihrem Vater rauf. Der lächelt ihr zu: «Versuch es doch!», macht er ihr Mut. Die eine kleine Hand drückt fest die grosse, die andere nähert sich langsam meinem Hund. Vorsichtig gleitet sie ein einziges Mal durch das weiche Fell und Maxi schnuppert kurz und will dann weiter.

Die kleine Hand lockert sich beim Weitergehen und doch bleibt sie weiter in der grossen liegen. Weil es so guttut und Sicherheit gibt in den verschiedensten Lagen des Lebens.

Von Sigrun Welke-Holtmann

27. Juni

Prüft, was dem Herrn gefällt.                          Epheser 5,10

Die Frucht des Lichts ist

Güte, Wahrheit, Gerechtigkeit.

Ich befürchte, bei uns

ist es längst zappenduster.

Die eigene Gefälligkeit ist

das Mass der Dinge, der Zeit,

der Gerechtigkeit.

Das Licht hat seine Kinder verloren.

«Wach auf, der du schläfst, steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.»

Hoffentlich!

Von Sigrun Welke-Holtmann

28. Mai

Jesus Christus ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und der Fürst der Könige auf Erden. Offenbarung 1,5

Wer bin ich? Was mache ich? Was interessiert mich ausserdem? Was ist mein Lieblingsvers aus der Bibel und warum? Für meine Tätigkeit im Saarländischen Rundfunk soll ich mich auf der Homepage vorstellen und die genannten Fragen beantworten. Ich überlege lange herum. Kurz sollen die Fragen beantwortet werden, seriös, gerne aber auch mit einem Augenzwinkern.

Wer bin ich? Sollte ja eigentlich leicht sein. Doch, bin ich mein Name, oder bin ich noch mehr? Mache ich meinen Beruf oder macht mich meine Familie aus? Und was interessiert mich ausserdem? Nur eins kann ich schon einmal mit Bestimmtheit sagen, der Vers aus der Offenbarung ist nicht mein Lieblingsvers aus der Bibel. Denn der kommt mir heute irgendwie trocken daher.

Doch je länger ich auf ihm herumkaue, desto mehr merke ich, dass dem Autor der Offenbarung etwas gelungen ist, was ich noch nicht geschafft habe. Eine umfassende Kurzvorstellung.

Wer ist eigentlich dieser Jesus Christus für wen und warum? Für seine Anhänger*innen ist er der einzig vertrauenswürdige Zeuge der Heilsbotschaft, dies gründet sich auf seinem Tod und seiner Auferstehung und dies alles macht ihn selbst für seine Gegner zum Herrscher über Könige. Toll, was man alles so in einem Satz sagen kann.

Von Sigrun Welke-Holtmann

27. Mai

Geh hin, der HERR sei mit dir! 1. Samuel 17,37

«David und Goliath» ist sicherlich eine der bekanntesten Geschichten des Alten Testaments. Das Kleine gewinnt gegen das Grosse.

Eine Kriegsgeschichte mit schlimmer Brutalität, die ich heute vor dem Hintergrund des realen Krieges in der Ukraine lese. Und nein. Ich kann da nicht mit.

«Geh hin, der Herr sei mit dir!» Das ist kein freundlich gemeintes Wort, das ich Ihnen heute einfach so zusprechen möchte, sondern die Aufforderung Sauls an David, in den Kampf zu ziehen.

Mann gegen Mann.

David gegen Goliath.

Jetzt könnte man meinen, das sei ja besser als ein grosses Gemetzel, aber das kommt auch noch.

Und so bleibt mir die Losung heute im Hals stecken, weil er eng geworden ist, zugeschnürt von den Kriegsbildern und den schrecklichen Nachrichten vom Krieg direkt vor unserer Haustür.

Für mich ist klar, wann immer wir sagen: Geh hin, der Herr sei mit dir! und schicken Menschen in den Krieg, lügen wir.

Denn Gott zieht nicht mit in den Kampf, sondern stirbt auf dem Schlachtfeld.

Er stirbt zusammen mit der Menschlichkeit, der Güte, der Gnade und der Barmherzigkeit.

Von Sigrun Wlke-Holtmann

28. April

Der HERR wird zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spiesse zu Sicheln.
Jesaja 2,4

«… Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.» Was tragen sie aus, die Verheissungen und Weissagungen der Prophetenbücher des Alten Testaments? Warum sollen wir sie heute noch lesen, diese Texte, die sich augenscheinlich immer noch nicht erfüllt haben? Der Friede, wie ihn Jesaja beschreibt, ist noch nicht zu sehen. Es sind keine Gegenwartsbeschreibungen, es ist textgewordene Hoffnung. Hoffnung auf Gottes Frieden. Eine Hoffnung, die eine kriegerische Menschheit vielleicht seit jeher umgetrieben hat. Die Sehnsucht nach einer Welt, die anders sein könnte, als sie jetzt  ist, sie wird durch diese Texte wachgehalten. Das  ist der Beitrag der Verheissungen für die Gegenwart. Sie helfen bei aller Ungeduld, Geduld zu bewahren. Gottes Reich  ist im Wachstum begriffen, auch wenn wir es nicht immer sehen können und manches dem entgegenzustehenscheint.

Und zugleich sind diese Texte wie ein Stachel, um bei aller Geduld ein gutes Stück ungeduldig zu bleiben, sich nicht abzufinden mit den Zuständen, wie sie jetzt sind. Nichts muss bleiben, wie es ist.

Von Sigrun Welke-Holtmann