Autor: Carsten Marx

16. August

Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen  Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.         Matthäus 5,15

Licht, Leuchten, Leuchtfeuer. Ich wohne mit meiner Familie seit vielen Jahren für einige Wochen als Urlaubsseelsorger neben dem alten Leuchtturm auf der Nordseeinsel Wangerooge – auch heute, am 16. August. Früher diente dieser alte Leuchtturm als Seezeichen. Durch sein Lichtsignal wies er den Seeleuten auf den Schiffen ihren Weg. Die Lichtsignale ermöglichten die Navigation und das Umfahren gefährlicher Stellen im Gewässer. Die Seeleute waren angewiesen auf solche Zeichen, die in bedrohlichen Situationen Rettung bedeuten konnten.

Ohne Licht kann kein Mensch leben, ohne Licht wächst keine Pflanze, gedeiht keine Blume. Licht brauchen wir, wie die Luft zum Atmen. Ohne Licht kein Leben, ohne Licht ist nur Finsternis.

Ein Leuchtturm steht auf einem erhobenen Platz. Je höher der Leuchtturm, desto weiter reicht sein Licht, desto mehr Seeleute können es wahrnehmen.

Es gibt Menschen, die verbergen ihre Lichter und Leuchtfeuer. Sie sind vielleicht zu bescheiden oder erkennen nicht, dass sie Licht bedeuten für ihre Umgebung, so, wie sie sind. Der Blick aus der Urlaubsseelsorger-Wohnung sagt mir: Wir brauchen Lichtträger mit ganz viel Glauben, Liebe und Hoffnung. Wir brauchen Lichtträger dringender denn je.

Von Carsten Marx

15. August

Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN ist  erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg!      Psalm 118,15.16

Hört Gott mein Gebet? Diese Frage stellt sich wohl jeder betende Mensch irgendwann einmal. Diese Frage ist akut. Gebetet wird viel auf der Welt. Als Dank. Als Klage. Als Lob. Als Bitte. Aus Verzweiflung. Aus Glück. Für andere. Für mich. Mit Worten. Mit Gesang. Im Schweigen. Doch hört uns jemand zu, wenn wir beten? Und: Werden unsere Gebete auch erhört?

Im Psalm 118 kommt uns ein grosser Optimismus entgegen. Ich nenne es Hoffnung. Ja, Gott hört uns, sagt der Psalm. Und nicht nur das: Gott greift sogar zu unseren Gunsten ein. Gott rettet. Aus Not und Dunkelheit befreit Gott.

Im Leben gibt es nicht nur schöne Tage. Wir erfahren Widerstand. Für viele Menschen ist das Leben oftmals ein regelrechter Kampf. Dennoch: Gott rettet. Gott hilft. Und wir können von dieser Hilfe und Rettung singen. Hier im Psalm hat das jemand erfahren, und wir können versuchen, dieser Glaubens- und Gotteserfahrung zu vertrauen. Da ist jemand, der seinen Glauben, seinen Gott genau so versteht, dass er unser Gebet hört, dass Gott uns erhört. Wir brauchen dieses Gefühl gerade in Krisenzeiten.

Von Carsten Marx

16. Juni

Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Denn euer himmlischer Vater weiss, dass ihr all dessen bedürft.      Matthäus 6,31.32

Wenn Jesus vom «sorgen» redet, dann meint er damit, dass sich Menschen abhängig machen und dadurch unfrei werden. Ein sich stets sorgender Mensch ist in sich gekehrt und kreist um sich selbst, sieht nicht, was um ihn herum geschieht. Jesu Forderung, sich keine Sorgen zu machen, gründet in dem Vertrauen auf Gott, der wie ein Vater für seine Kinder sorgt und ihnen das zum Leben schenkt, was sie brauchen.

Gott sorgt für Essen, Trinken und Kleidung. Gott sorgt dafür, dass die Grundbedürfnisse unseres menschlichen Lebens gestillt werden. Diese Zusage und Fürsorge galt nicht nur den Hörenden von damals vor gut 2000 Jahren. Sie gilt und betrifft uns auch heute noch. Auch wenn sich der Inhalt der Sorgen immer wieder verändert haben mag, so ist die Tatsache, dass sich Menschen Sorgen machen und Menschen Sorgen haben, geblieben.

Der heutige Lehrtext will uns Mut machen, dass wir uns einsetzen gegen unsere Sorgen, dass wir uns nicht erdrücken lassen. Suchen wir nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit.

Von Carsten Marx

15. Juni

Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!                                 Psalm 121,8

Ich bete ihn gern, diesen Psalm. Viele Erlebnisse im Zusammenhang mit Leben und Sterben sind für mich untrennbar mit ihm verbunden. Im Laufe meiner Dienstjahre als Pfarrer kann ich ihn auswendig beten. Das hilft an einem Krankenbett, wenn mir gleichzeitig verschiedenste Gedanken durch den Kopf gehen. Ausgang und Eingang, Ende und Anfang des Lebens – und die vielen Jahre dazwischen. Immer wenn ich auf Friedhöfen zu Beerdigungen unterwegs bin, gehen mir diese Gedanken durch den Kopf.

Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die wissen, dass wir sterben müssen. Aber wir glauben es nicht. Wir denken nicht daran, dass unser Leben begrenzt ist. Oft genug leben wir so, als hätten wir unendlich viel Zeit. Zeit mit einem geliebten Menschen, Zeit, um Freundschaften zu pflegen, unendlich viel Zeit, etwas Neues zu beginnen. Dennoch: Alles hat seinen Ausgang und Eingang, seinen Anfang und sein Ende.

Der heutige Losungsvers schenkt mir unendliches Vertrauen. Ich darf Gott vertrauen. Er ist bei mir. Er verlässt mich nicht. Er behütet mich. Am Ausgang und Eingang und darüber hinaus und mittendrin. Das passt wunderbar.

Von Carsten Marx

16. April, Karsamstag

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein vergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
2. Timotheus 1,10

Das Evangelium von Jesus Christus ist nicht allein ein Evangelium der Stärke, sondern auch der Schwäche: Jesus ist am Kreuz gestorben.
Heute ist Karsamstag: Tag der Grabesruhe. Der Tod am Kreuz war die Todesart für Verbrecher, also gescheiterte Existenzen. Die Kreuzigung sah aus wie das klägliche Scheitern eines selbsternannten Heilands. In Wahrheit aber war es ein zentrales Ereignis der heilvollen Geschichte Gottes mit uns  Menschen. Gottes Handeln vollzieht sich oft unsichtbar, in der Verkleidung des Schwachen, des Kleinen, des Misslungenen. Denken wir an die Gleichnisse, die Jesus erzählt hat: den verborgenen Schatz im Acker, die zufällig entdeckte Perle oder das winzige Senfkorn, welches dann plötzlich zu einem grossen Baum heranwächst.

Gott hat einen Plan mit uns Menschen. Er will uns unvergängliches Leben schenken. Im Glauben sollen wir dieses Geschenk annehmen. Zu Ostern feiern wir Christinnen und Christen die Freude über das Leben gegen alle Macht und Gewalt des Todes. Hoffentlich können wir ganz viele Menschen mit unserer Osterfreude anstecken und begeistern. Es ist wieder an der Zeit.
Von Carsten Marx

15. April, Karfreitag

Jesus Christus erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.  
Philipper 2,8

Gehorsam – ich mag dieses Wort überhaupt nicht. Wenn ich gehorsam sein soll, dann werde ich misstrauisch. Vielleicht will mich jemand instrumentalisieren?
Jesus war nicht misstrauisch, sondern hatte volles Vertrauen zu seinem Vater, darum gehorchte er ihm. Es war ein Gehorsam ohne Wenn und Aber. Bis zum letzten Atemzug war er gehorsam, bis zum Tod am Kreuz.

Nach dem Bericht des Markusevangeliums stirbt Jesus am Kreuz von Gott verlassen. Er ruft «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Die Frage bleibt am Karfreitag zunächst unbeantwortet. Das Karfreitagsgeschehen wirft weitere Fragen auf. Für mich bleibt, dass der grausame Tod  Jesu am Kreuz ein Zeichen dafür ist, dass  Gott den Menschen im Leiden ganz nah ist. Zwischen Gott und den Menschen soll es keine Hindernisse geben. Das Kreuz symbolisiert das ganz genau. Das Kreuz verbindet Himmel und Erde. Das Bild vom Kreuz ist lebendig. Es ist nicht das Bild des Scheiterns und der Katastrophe. Gottes Weg in die Welt ist nicht gescheitert. Es ist ein Weg der Befreiung und der Erlösung. Lebendig ist die Kraft der Liebe. Lebendig ist das Kreuz, das Jesu Nachfolger tragen. In der ganzen Welt gibt es die Zeichen dafür. Die Liebe kommt nach unten und mischt sich ein.
Von Carsten Marx

16. Februar

Wachet, steht im Glauben,
seid mutig und seid stark!                        
1. Korinther 16,13

Kennen Sie das Hinterherrufen, wenn Eltern ihre Kinder an der Haustür verabschieden? Wenn sie in der Schulzeit zur Klassenfahrt aufbrechen? Oder zu ihrem ersten Vorstellungsgespräch? Eltern rufen ihren Kindern zum Abschied hinterher, was ihnen besonders wichtig ist: Pass auf dich auf! Gute Reise! Viel Glück! Dieses Hinterherrufen finden wir auch bei Paulus am Schluss von Briefen, heute zum Beispiel im Lehrtext.

Mut und Stärke – ja, das hat die Gemeinde in Korinth damals gebraucht. Die Stadt Korinth im ersten Jahrhundert glich in mancher Hinsicht unserer westlichen Kultur heute. Die Gemeinde dort lebte inmitten einer pluralistischen Gesellschaft. Unzählige geistliche Weltanschauungen standen nebeneinander – ein religiöser Supermarkt. Es gab kaum gesellschaftlich verbindliche ethische Werte und Normen. Korinth war eine Stadt im moralischen Chaos.

Mittendrin lebte diese kleine Gemeinde von Christen, die dabei war zu lernen, Jesus im täglichen Leben nachzufolgen. Oft waren sie dabei hingefallen, wieder aufgestanden und immer wieder wurden sie aufgerichtet von Paulus und seinen Worten.

Ich weiss nicht, wohin der heutige Tag Sie führen wird. Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir die Worte von Paulus für heute neu hören. Dass wir wachsam sind und unbeirrt am Glauben festhalten und mutig und stark handeln.

Von Carsten Marx

15. Februar

Die Toren sprechen in ihrem Herzen:
«Es ist kein Gott.»                  
Psalm 14,1

Gibt es Gott? Ich glaube: ja. Dabei glaube ich nicht blind, sondern aufgrund von Erfahrungen und Gedanken, die ich mir im Laufe meines Lebens gemacht habe.Am Anfang meines Glaubens steht für mich das Staunen darüber, dass es überhaupt so etwas wie unsere Welt gibt. Die moderne Physik kann zwar erklären, wie sie vor rund 14 Milliarden Jahren mit einem grossen Knall entstanden ist, sie kann auch erklären, was 2 bis 3 Millisekunden nach diesem Urknall alles geschah, aber sie weiss bis heute nicht, warum plötzlich ein ganzes Universum aus Zufall entsteht? Für mich klingt das nicht sehr überzeugend. Für mich ist das Vorhandensein des Universums, ja, dass es so etwas gibt, wie zum Beispiel die Strahlen der Sonne, das Rauschen des Windes in den Blättern oder die Fische im Meer, ein einziges Wunder. Und wenn ich viele dieser Wunder in ihrer Entstehung erklären kann, staune ich darüber. Dieses Staunen ist der Anfang meines Glaubens. Aus diesem Staunen wächst so etwas wie Vertrauen. Das Vertrauen, dass es eine Kraft hinter unserer Welt gibt, von der alles herkommt und die ich Gott nenne.

Mein Glaube hilft mir, zu vertrauen, zu lieben und zu vergeben.

Von Carsten Marx