Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Matthäus 6,9

Es ist das Gebet, das ich mit meinen Kindern, als sie klein waren, jeden Abend vor dem Einschlafen gebetet habe. Als Abschluss eines Tages, als Zusammenfassung all dessen, was war und was kommen wird.
Es ist das Gebet, das ich im Hospiz mit Angehörigen am Totenbett bete – ein letztes Mal zusammen. Als Abschluss eines Lebens.
Es ist das Gebet, das ich mit der Gemeinde im Gottesdienst bete – an normalen Sonntagen – hohen Feiertagen – Hochzeiten und Taufen, als Zusammenfassung aller Freude und Dankbarkeit, an den Wende- und Schwellenzeiten des Lebens.
Es ist das Gebet, in das ich mich hineingeben kann. Mit all meinen Anfängen und Abschlüssen, mit meiner Freude und meiner Traurigkeit, mit meinen Ängsten und mit meiner Hoffnung.
Und manchmal erscheint es mir wie ein Mantel, der sich ganz sanft und weich um meine Schultern legt und mir Wärme und Geborgenheit gibt. Und manchmal erscheint mir dieses Gebet wie ein grosser Fluss, der durch die Zeiten fliesst und wo ich mit vielen anderen zusammen stehe. Und wir kennen uns und verstehen die Blicke des/der anderen. Und wir wissen, wir sind alle Geschwister – Kinder des einen Vaters im Himmel.

von: Sigrun Welke-Holtmann