Er stösst die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Lukas 1,52

Elisabeth und Maria: Zwei Frauen sind schwanger, die eine nach der Zeit, die andere vorzeitig, beide überraschend, unverhofft, aber nicht unerwünscht. Sie ahnen das Grosse, das ihnen geschieht. Die Freude bricht förmlich aus ihnen heraus. «Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter, denn hingesehen hat er auf die Niedrigkeit seiner Magd», jubelt Maria.
Was sie am eigenen Leib erfährt, geht himmelweit, erdenweit über sie hinaus. «Gewaltiges hat er vollbracht mit seinem Arm, zerstreut hat er, die hochmütig sind in ihrem Herzen, Mächtige hat er vom Thron gestürzt und Niedrige erhöht, Hungrige hat er gesättigt mit Gutem und Reiche leer ausgehen lassen.» (Lukas 1,51–53)
Dieses Staunen, dass Gott die Machtverhältnisse umdreht, nicht auf den Kopf stellt, sondern endlich auf die Füsse. Grosses wird klein, Kleines wird gross, «underobsi», das Untere wird nach oben gekehrt. Der König der Könige wird in einem Stall geboren, der Meister wäscht seinen Jüngern die Füsse, die Letzten werden Erste sein und die Ersten Letzte.

Und was macht das mit mir? Juble ich mit, wenn Hungrige
satt werden? Zähle ich mich zu den Reichen, die leer ausgehen? Lasse ich mich ein auf diese neue Welt- und Werteordnung?

von: Dorothee Degen-Zimmermann