Die Israeliten schrien zu dem HERRN und sprachen: Wir haben an dir gesündigt, denn wir haben unseren Gott verlassen. Richter 10,10

Wenn mir etwas nicht wunschgemäss läuft, wenn meine Pläne schmerzhaft durchkreuzt werden, bin ich versucht, ins «Drama-Dreieck» einzutreten: Ich bin Opfer; Täter:innen sind die, die mir das Leben schwer machen. Ist das einmal definiert, bleibt für Dritte nur noch die Rolle der Retter:innen. Und damit fängt das Dreieck an zu drehen. In immer rascherem Tempo wechseln wir die Rollen, aber wir bleiben im Dreieck gefangen: Das Opfer wird zum Täter, die Retterin zum Opfer, die Täterin zum Retter und so weiter. In privaten und in öffentlichen Konflikten lässt sich dies noch und noch beobachten.
Die heilvolle Alternative besteht darin, dass ich Verantwortung übernehme: Ich anerkenne meinen Anteil am Konflikt. Das geschieht im heutigen Losungsvers. Und deswegen bleibt die Lektüre der Bibel immer wieder faszinierend. Das Volk Gottes schreibt seine Geschichte nicht wie andere als Triumph- oder eben Opfergeschichte. Es hätte sich als Opfer beklagen können über die bösen Philister und Ammoniter.
Stattdessen fragt es nach seiner eigenen Verantwortung und Schuld und gibt zu: Wir sind vom Weg der Gerechtigkeit und des Friedens abgekommen. Das lässt die Ewige nicht ungerührt, und sie schenkt Freiheit und Frieden.

von: Benedict Schubert