Die Tage deiner Trauer werden ein Ende haben. Jesaja 60,20

Ein lieber Mensch stirbt. Manchmal macht alles keinen Sinn mehr. Manchmal ist lange kein Trost spürbar. Und doch ist die Verheissung einfach da: «Die Tage deiner Trauer werden ein Ende haben.» Jetzt ist Finsternis, Gewalt, Verheerung, Zusammenbruch, wie es bei Jesaja heisst. Aber Gott wird unser Licht sein, es wird Gerechtigkeit einkehren für alle. Aber wann denn, wann? Bei Jesaja sagt Gott: Es wird «überraschend» kommen, «zu seiner Zeit».
Vor einem halben Jahr ist in Costa Rica der Ökonom und Befreiungstheologe Franz Josef Hinkelammert gestorben. Nicht überraschend, im Alter von 92 Jahren. Die Zurückgebliebenen tröstet ein reiches Leben und Werk.
Hinkelammert hat sich immer wieder mit Jesajas Utopien beschäftigt. Und mit jenen, die sagen, das seien Illusionen, der Mensch sei schlecht und zum Konkurrenzkampf verdammt. Franz Josef Hinkelammert entgegnete den Antiutopisten, die er von der Sowjetunion bis Chile erlebte und erforschte: «Wer nicht den Himmel auf Erden schaffen will, der schafft die Hölle auf Erden.» Was er als wahren Humanismus sah: das, was nicht ist, zu denken. Versuchen, auf dem Weg, der eigentlich unmöglich ist, konkret zu gehen. An einer Gesellschaft, in der alle, die Natur eingeschlossen, Platz haben, zu bauen. Dann haben die Tage, an denen nichts ist als Trauer über die Ausweglosigkeit des Lebens, ein Ende.

von: Matthias Hui