Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir
wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen. Römer 8,26

Das «Seufzen» ist eigentlich das «Stöhnen» einer in den Wehen liegenden Frau. Mit ihr vergleicht Paulus die Schöpfung (Vers 22) und uns Menschenkinder – auch wir stöhnen und sehnen uns nach Erlösung (Vers 23). Und nun, im heutigen Lehrtext, ist vom Seufzen beziehungsweise Stöhnen der göttlichen Geistkraft die Rede. Ein dreifaches Seufzen-Stöhnen durchzieht also das Universum, es gibt eine kosmische Konsonanz und Resonanz des Seufzens und Stöhnens. Sie bringt keine artikulierten Wörter hervor. Umso authentischer ist ihr Ausdruck. Ein Aphasie-Patient, der «die Worte nicht versteht und also auch nicht durch sie getäuscht wird» (Oliver Sacks), würde dieses Seufzen-Stöhnen bestens verstehen.

A-phasie, Sprachlosigkeit, ist eine Form von A-sthenie, von Kraftlosigkeit. Von ihr spricht Paulus im Lehrtext. Das Wort für «Schwachheit» im griechischen Urtext ist «Asthenie». Die Aphasie-Asthenie erweist sich als Stärke. Sie verbindet mein Selbst mit der Welt und schliesslich mit Gott selbst. Es ist Gott, der in mir, durch mich hindurch zu Gott betet, als Geistkraft, die – seufzend, stöhnend auch sie – den neuen
Menschen und den neuen Kosmos gebiert.

von: Andreas Fischer