Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Jesaja 66,13

Trost ist nötig, weil von Trauernden viel verlangt wird. Sie sind konfrontiert mit einer neuen Realität, in der etwas (oder jemand) Bedeutendes verloren ist. Sie erleben schmerzliche und chaotische Gefühle und geben ihnen Ausdruck.
Sie orientieren sich neu in einer Welt, in der ihnen Wichtiges fehlt. Sie finden mit der Zeit einen Weg, das Verlorene in Erinnerung zu behalten und doch mit dem eigenen Leben weiterzufahren. Man kann die Trauer auch als einen anspruchsvollen Lernprozess verstehen. Trost besteht nicht in schönen Worten, die dem Betroffenen diese Anstrengung ersparen wollen. Viel besser ist es, wie eine Mutter ihr weinendes Kind in den Arm nimmt und ihm zu spüren gibt: «Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. Ich halte es aus, wenn du klagst. Wir werden miteinander herausfinden, was wir tun können. Wir vertrauen darauf, dass es mit der Zeit wieder gut wird.» Trost ist ein Leitwort im zweiten Teil des Jesajabuchs. Die Texte verarbeiten die Erfahrung, dass das jüdische Volk sein Land verlor, aber nicht seinen Glauben. Sie machen all jenen Mut, die einen Verlust bewältigen müssen. Sie tragen bei zu einem Gottesbild, das auch mütterliche Züge trägt. «Wie ein Mann, den seine Mutter tröstet, so werde ich selbst euch trösten. Und in Jerusalem werdet ihr getröstet werden.»

von: Andreas Egli