Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Jesaja 50,4

Und weiter heisst es im Text «weckt mir das Ohr…». Damit wir den Herrn hören, muss unser Ohr offen sein, und das ist nicht einmal meine Entscheidung, sondern Gott öffnet mir das Ohr.
Doch hier geht es zunächst nicht um uns, sondern um den Gottesknecht im Deuterojesaja, der in grösstem Leid und inmitten grausamer Gewalt an Gott festhält, Gottes gewiss ist und weiss, dass er «vom Mutterleib an berufen» ist. Man weiss nicht, wer dieser Gottesknecht ist, seine Erfahrung ist indes das Leiden, und so wurde er zu einer prophetischen Weissagung auf Jesus hin.
Letztlich sind auch wir aufgerufen zu hören, damit wir mit den Leidenden sprechen können. Ohne inneres Hinhören ist unsere Zunge nämlich «das aufrührerische Übel voller tödlichen Gifts» (Jakobus 3,8).

Die Losung erinnert mich an Jochen Kleppers Lied «Er weckt mich alle Morgen». Er schrieb es 1938, vier Jahre bevor er mit seiner jüdischen Frau und seiner Tochter in den Tod ging, um nicht nach Auschwitz verschickt zu werden. Im Lied, das auf den Text in Jesaja Bezug nimmt, heisst es am Ende: «Sein Wort will helle strahlen, wie dunkel auch der Tag.»

von: Kathrin Asper