Der Engel des Herrn erschien dem Josef im Traum
und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine
Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort,
bis ich dir’s sage.
Matthäus 2,13

Es ging ums nackte Überleben. Hätte Josef Maria und das
Kind nicht zusammengepackt und wäre mit ihnen geflohen,
wäre auch Jesus unter den Opfern des Kindermords von
Herodes gewesen. Erst als dieser, der dem Kind nach dem
Leben getrachtet hatte, gestorben war, konnte die Familie
aus Ägypten zurückkehren in die Heimat.
Ägypten. Ausgerechnet. Ich stelle mir vor, was Josef und
Maria gedacht haben mögen auf der Flucht nach Ägypten.
In das Land, wo ihre Vorfahren als Sklaven gelebt hatten.
Ausgebeutet und umgebracht worden waren. Aus dem sie
geflohen waren, die Verfolger dicht auf den Fersen bis zum
Schilfmeer. Kein Ort, an dem ihre Landsleute gute Erfahrungen
gemacht hatten, dieses Ägypten. Nicht gerade ein
sicherer Hafen. Und doch machen sie sich auf den Weg. Die
Angst vor dem, was ihnen zu Hause blüht, muss grösser
gewesen sein als die Angst vor dem, was ihnen auf der Flucht
widerfahren könnte, denke ich mir.
Und ich denke an die Menschen, die die gefährliche Flucht
übers Mittelmeer auf sich nehmen. 27 000 Menschen sind
seit 2014 ums Leben gekommen, sagen Statistiken.
Die Zahl der Toten und Vermissten verdeutlicht, wie verzweifelt
die Menschen sind. Sie nehmen dieses Risiko auf
sich, weil es ums nackte Überleben geht.

Von: Maria Moser