Gott macht’s wie er will, mit dem Heer des Himmels
und mit denen, die auf Erden wohnen. Und niemand
kann seiner Hand wehren noch zu ihm sagen:
Was machst du?
Daniel 4,32

Da steht er, so stellt man es sich vor, der kleine jüdischstämmige
Beamte Daniel vor dem allmächtigen Kaiser
Nebukadnezar
und soll ihm einen Traum deuten. Man stelle
sich vor, als Angestellter, wenn auch wohl positioniert, zum
Konzernchef
gerufen zu werden, der einem merkwürdig
klingende
Visionen von der Zukunft des Unternehmens ausbreitet
und dann … «Erklär mir das, alle andern haben versagt
» sagt! Da steht man nun. Soll man dem Chef nach dem
Mund reden?
Soll man sich ein eigenes Bild machen und den
Chef zu überzeugen suchen, dass das doch alles sehr merkwürdig
ist, was er sich zusammengereimt hat? Daniel macht
keines von beidem. Er rekurriert auf seine eigene Überzeugung,
seinen Glauben, zweifelt nicht an der Grösse Jahwes.
Der abgehauene Baum, das Vergehen der Grösse, kann nur
im Kontext der Grösse Jahwes interpretiert werden. Seine
Macht anstelle der eigenen Macht zu preisen, ist die Botschaft
des Tages. Jahwes Macht als diejenige anzuerkennen,
die unseren Lebensweg bestimmt, und sich von ihm bestimmen
zu lassen, das, so lese ich aus der Losung, ist so etwas wie
die Nebukadnezar’sche Qualität unseres Lebens. Der Bogen,
der geschlagen werden kann, ist gross, aber stimmig: Auch
für Jesus von Nazareth gilt, dass sich niemand gegen Gottes
Pläne wehren kann. Sein Wille geschehe.

Von: Gert Rüppell