HERR, du bist der Armen Schutz gewesen in der
Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein
Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten.
Jesaja 25,4

«… Schutz gewesen …» – wohl eine leicht missverständliche
Übersetzung der hebräischen Perfektform als deutsche
Vergangenheit. Gemeint ist damit vielmehr die Verlässlichkeit,
das, was gegolten hat und weiterhin gilt. Im deutschen
Satz schwingt dagegen ein sehnsüchtiges Erinnern mit an
eine Zeit, da Gott geholfen hat – möchte er das doch auch
heute noch tun! So viele Arme auf der Welt, so schlimme
Unwetter, so unbegreiflich unmenschliche Tyrannen und
Kriegsverbrecher!
Da wäre es freilich nur ein kleiner Trost, dass es einmal
besser
gewesen sein soll. Lesen wir aber den Satz als «heilsame
Erinnerung» an etwas, das war und immer noch gilt,
dann öffnet er uns den Blick in die Zukunft. Er gibt Hoffnung,
dass mit Gottes Kraft und in seinem Namen Menschen auf
der ganzen Welt den Armen Schutz bieten, Zuflucht vor
Unwettern
schaffen und den Tyrannen in den Arm fallen
können.
«Siehet er Menschen, die Unrecht leiden: er ist’s, der ihnen
Recht verschafft. Hungrigen will er zur Speis bescheiden, was
ihnen dient zur Lebenskraft. Die hart Gebundnen macht er
frei: Gnade verleiht er mancherlei. Halleluja.» (Joh. Daniel
Herrnschmidt nach Psalm 146, Ref. Gesangbuch 99)

Von: Andreas Marti