Zachäus sprach zu Jesus: Siehe, Herr, die Hälfte
von meinem Besitz gebe ich den Armen, und
wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich
es vierfach zurück.
Lukas 19,8

Vor einem Jahr war ich an einer Fortbildung für Lehrkräfte,
und am Schluss stellte die Leiterin die Frage: «Was würdet
ihr tun, wenn ihr eine Kiste mit einer Million Franken drin
finden würdet, die ihr behalten dürft?» Zuerst Schweigen,
dann: «Ein Haus kaufen.» «Eine Reise machen.» «Ein Jahr
unbezahlten Urlaub nehmen.» – Niemand sprach vom Teilen.
Niemand sprach davon, dass wir ja eigentlich Monat für
Monat einen nicht allzu schlechten Lohn erhalten. Niemand
erinnerte daran, dass man sich noch am Morgen – anlässlich
einer anderen Veranstaltung – für das Thema «Energiesparen
» ausgesprochen hatte und dass das vielleicht auch
ein wenig mit Selbstbeschränkung zu tun haben könnte.
Und ich sagte auch nichts, ich hatte plötzlich Angst, als
miesepetriger
Moralapostel dazustehen. Der Leiterin ging
es übrigens
gar nicht ums Thema Geld, sondern darum,
Wünsche
zu artikulieren.
An der Zachäusgeschichte gefällt mir, dass Jesus nicht
einen Sieg feiert, weil er Zachäus vom Geld «wegbekehrt»
hat, sondern dass er, wie es am Ende heisst, in Zachäus etwas
gesucht und gerettet hat, das verloren war. Wie viel «Original-
Zachäus» steckt auch in uns, und wie viel liesse sich auch
in uns wiederentdecken?

Von: Katharina Metzger