Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land;
mir ist ein schönes Erbteil geworden.
Psalm 16,6

Wenn das nicht gut klingt: Ich ziehe an der Tombola ein
Los, auf dem steht: «Liebliches Land gewonnen.» Doch
schnell bemerke ich den Haken. Alle anderen um mich
herum erhalten Preise wie «Luxuriöses Chalet in den Bergen,
Villa am Meer mit Swimmingpool, Loftwohnung an
urbaner Toplage …». Ich bin irritiert und frage mich: Habe
ich nun gewonnen oder verloren? Genau so muss sich Levi
vorgekommen sein, als sein Vater Jakob mittels Los sein Land
an seine zwölf Söhne aufteilte, er aber leer ausging. Stattdessen
erhielten Levi und sein Stamm das spirituelle Erbe, als
Priestergeschlecht für alle übrigen Israeliten da zu sein. Kein
Landbesitz für ihn, sondern der Dienst an Gott.
Psalm 16 nimmt mich mit in dieses Erleben von Levi, dessen
unmittelbare Reaktion zwar nicht überliefert ist, der sich an
diesem immateriellen Erbe aber zu freuen scheint. Ein Erbe,
das ebenfalls Zuwendung und Verantwortung bedeutet, denn
auch «liebliches Land» will gehegt und gepflegt werden. Lasst
uns den heutigen Tag so erleben, als hätten wir Levis Los gezogen.
Lasst uns heute nicht nach links und nicht nach rechts
schauen, sondern unser eigenes liebliches Land entdecken und
uns an unseren eigenen inneren Pflanzen erfreuen. Lasst uns
heute auf unser eigenes spirituelles und kulturelles Erbe fokussieren,
das uns am Herzen liegt, und es als liebliches Land erfahren:
ein Raum, der mir Tag für Tag den Boden verleiht, geistig
zu wachsen und meinen Hunger nach Sinnerfahrung zu stillen.

Von: Esther Hürlimann