Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande
meines Elends.
1. Mose 41,52

Josef hat mit Asenat in Ägypten einen zweiten Sohn gezeugt.
Er gibt ihm den Namen Efraim, was so viel heisst wie «Gott
hat mich fruchtbar gemacht». Der seinerzeit ausgesetzte
Sohn und Bruder der israelitischen Grossfamilie von Jakob
macht beim Pharao eine kometenhafte Karriere und wird
zum Wesir über das ganze Land eingesetzt. Deshalb dankt er
seinem (israelitischen!) Gott, dem er trotz allem treu geblieben
ist und dem er im Auf und Ab seines Lebens weiter treu
bleiben wird. Die Josef-Legende führt diesen Satz aber gleich
anschliessend nochmals weiter aus: Josef hat in den sieben
Jahren mit reichen Ernten grosse Mengen Korn gespeichert.
Dann aber kommen die «mageren Jahre» und bringen
eine Hungersnot übers Land, ja über die ganze Region der
Levante. In Ägypten aber liegt Korn, und dafür kommen
Menschen von überall herbei – auch aus Israel und auch
die Grossfamilie Jakobs! Die Legende berichtet daraufhin
vom Zusammentreffen der Brüder, bei dem sie Josef nicht
erkennen. Gott hat, so macht die Legende deutlich, in jeder
Situation unerwartete Möglichkeiten, Leben zu ermöglichen
und Leben zu schenken. Und er kann angetanes und erlittenes
Unrecht vergeben. Die lange Josef-Geschichte zeigt
das in mehreren «Schlaufen». Sie nimmt uns Heutige beim
Lesen und Hören mit und verstärkt so die Gewissheit, dass
dieser Gott auch bei uns und jetzt wirkt.

Von: Hans Strub