Freut euch, dass eure Namen im Himmel
geschrieben sind.
Lukas 10,20

Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Wenn man im Dorf
unterwegs ist, grüsst man sich, und zwar wenn immer möglich
mit Namen – man kennt sich. Undenkbar in der Stadt,
man käme ja aus dem Grüssen gar nicht heraus, und Namen
kennt man sowieso nur wenige. Urbanes Leben heisst auch
Anonymität, und das hat sicher manchmal auch seine
angenehmen Seiten. Vor Jahren war ich im Rahmen einer
Tagung in St. Gregory’s in San Francisco im Gottesdienst.
Beim Hereinkommen wurden wir nach dem Namen gefragt
und erhielten ein Namensschild. Beim Abendmahl standen
wir in der Rotunde der Kirche, die Leute von der Gemeinde
gingen von einem zum andern und teilten das Mahl aus mit
den Worten «The body of Christ, given for you, NN». Diese
Namensnennung ist ein starkes Symbol. Einmal greift sie
zurück auf die Taufe, wo ja auch der Name genannt wird, vor
allem aber bildet sie einen starken (und stärkenden) Kontrast
zur Anonymität der Grossstadt. Ich versinke nicht in der
Masse, sondern bin Person, mit Namen, unverwechselbar,
und das unter den Milliarden von Menschen, die auf der Erde
leben und gelebt haben. Für sie alle gilt dasselbe, alle haben
bei Gott einen Namen, alle haben von Gott her dieselben
Rechte, bei aller herrschenden Ungleichheit und Ungerechtigkeit,
die eben nicht seinem Willen entsprechen. Seine
Verheissung gilt allen: «Ich habe dich bei deinem Namen
gerufen, du bist mein.»

Von: Andreas Marti