HERR, höre meine Worte, merke auf mein Seufzen!
Vernimm mein Schreien; denn ich will zu dir beten.

Psalm 5,2.3

Wie oft beten Sie? Das schweizerische Bundesamt für Statistik
wollte es vor einiger Zeit ganz genau wissen. 44,8 Prozent
gaben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten nicht
gebetet haben. Fast gleich viele Befragte, nämlich 43,4 Prozent,
gaben an, dass sie mindestens einmal im Monat beten,
24,1 Prozent davon täglich. Was bedeutet Ihnen das Gebet?
Wird Ihr Seufzen vernehmbar oder gar Ihr Schreien? Kann
vielleicht zumindest Gott es hören?
Vor zwanzig Jahren ist Dorothee Sölle gestorben. Sie fehlt.
Denn es gibt nicht viele Menschen wie sie, die uns weiterhin
zum Beten ermutigen. Die uns die Schönheit und
die Menschlichkeit, das Dialogische und das Politische des
Betens zeigen. Dorothee Sölle sagte: «Beten bedeutet, nicht
zu verzweifeln. Beten ist Widerspruch gegen den Tod. Es
bedeutet, Wünsche zu haben für uns und unsere Kinder.»
Für die Statistik wäre Dorothee Sölle ein klarer Fall gewesen:
Täglich (…) gott um die gabe der tränen bitten
täglich salz und scham
täglich frei werden
täglich gott
Dorthin möchte ich gerne. Und Sie?

Von: Matthias Hui