Sei nicht schnell mit deinem Munde und lass
dein Herz nicht eilen, etwas zu reden vor Gott;
denn Gott ist im Himmel und du auf Erden;
darum lass deiner Worte wenig sein.
Prediger 5,1

Wir wissen nicht, wer genau der Verfasser des Kohelet, des
Predigerbuchs, ist. Hier tönen seine Worte so, als ob sie aus
einem Kurs für kirchliche Mitarbeitende stammen würden.
Sie sind aber etwa ums Jahr 200 vor Christus entstanden!
Was hier und im ganzen (kurzen) Abschnitt gesagt wird,
gilt heute genauso wie damals: Entscheidend ist nicht, was
getan oder was gesagt wird – entscheidend ist, dass zunächst
gehört wird (vorangehender Vers)! Tempeldienst – wir können
ihn hier und heute ruhig als Gottesdienst verstehen –
beginnt mit einer hörenden Haltung. Das bewirkt, dass
das eigene Wort, das dann gesagt wird, mit Zurückhaltung
gesagt wird. Es geht nicht um mich, es geht um Gott! Und
um meinen Respekt vor ihm/ihr. Diesen zeige ich durch
einen bedachten, achtsamen Umgang mit der Art, wie ich
rede. Es ist geradezu rührend, wie ausführlich der Prediger
hier ist, wie genau er seine Anweisungen gibt, wie direkt er
spricht und wie eindeutig er Hören, Denken, Reden und
Handeln (rituelles Tun) in eine Reihenfolge bringt; das Reden
folgt erst an dritter Stelle! Weil der Prediger jedoch kein
Kursleiter ist, gelten seine Mahnungen schlicht allen und
jederzeit.

Von: Hans Strub