Paulus schreibt: Unsre Hoffnung steht fest für euch,
weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt
ihr auch am Trost teil.
2. Korinther 1,7

Wir stehen am offenen Grab. Sie haben ihr Kind verloren.
Ihre Trauer kann man nicht messen. Erschüttert bewegen
wir uns Richtung Kirche. In der Predigt suche ich nach einem
Bild für die Hoffnung. Wie sie in der Bibel steht. Ich finde,
was ich suche, in einem Gedicht. Emily Dickinson schreibt:
«Die Hoffnung ist das Ding mit den Federn, das sich in der
Seele niedergelassen hat.»
Nach der Trauerfeier lassen wir Ballone steigen. Viele kleine
weisse Punkte, die im Blau des Himmels verschwinden. Da
beginnt überraschend ein Raunen und Staunen. Hoch oben
fliegen zwei Störche vorbei.
Ich bleibe mit den Eltern in Kontakt. So vernehme ich einige
Monate später, dass sie guter Hoffnung sind. Zwillinge sind
es, stell dir vor, wirst du sie dann taufen?
Die Hoffnung ist das Ding mit den Federn. Zwei Namen auf
der Geburtsanzeige. Und vorne ein vertrautes Bild: die beiden
fliegenden Störche am Himmel.
Im Taufgespräch haben mich die Eltern gebeten, Patin für
ihre Kinder zu werden. Das Ding mit den Federn hat sich
eingenistet. Die Hoffnung macht aus uns allen Verwandte.

Von: Ruth Näf Bernhard