Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte
und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass
ich verkündige all dein Tun.
Psalm 73,28

Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte. Oder im
Wortlaut der Zürcher Bibel: «Mein Glück aber ist es, Gott
nahe zu sein.» Ein schöner Satz. Eine klare Botschaft. Ganz
und gar nicht sperrig. Als ob es denn so einfach wäre. Das
mit dem Glück. Und das mit Gott. Dass dem nicht so ist, das
weiss der Psalmbeter nur allzu gut. Er kennt den stechenden
Schmerz in den Nieren, der ihn überfällt bei Bitterkeit. Wenn
es andern viel besser geht als ihm.
Mein Glück ist es, Gott nahe zu sein. Auch wenn mir Gott
manchmal sperrig erscheint. Ich kann Nähe spüren, ohne
alles zu wissen. Mein Glück hängt nicht vom Verstehen ab.
Mich zu freuen, kann eine Entscheidung sein.
Fragte man meine Mutter, wie es ihr gehe, so sagte sie stets:
«Danke, ich bin zufrieden.» Auch in Zeiten, die schwierig
waren. Und sie waren oftmals schwierig. Es war ihre Entscheidung,
zufrieden zu sein. Weil sie vom Glauben getragen
war, dass Gott in ihrer Nähe sei. Nie sprach sie davon,
es gehe ihr super. Nie: «Ich bin so glücklich, ich platze vor
Freude.» Nein, ihre Freude war leise. Beständig. «Danke,
ich bin zufrieden.» – Danke, liebe Mutter. Je länger, je mehr
beginnt sie zu wirken. Auch in meinem eigenen Leben. Diese
leise Beständigkeit.

Von: Ruth Näf Bernhard