Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen
vor dem HERRN, der uns gemacht hat.
Psalm 95,6

Weder niederknien noch verbeugen gehört zu den bei Reformierten
gebräuchlichen Ritualen oder liturgischen Bewegungen.
Schon gar nicht niederwerfen. Dennoch kennen wir
Ehrfurcht vor dem Schöpfer ebenso wie Dankbarkeit fürs
Begleitet- und Bewahrtwerden. Persönlich bringe ich das im
Gebet zum Ausdruck. Ich verbeuge mich gewissermassen
innerlich – ohne dass es jemand sieht. Gibt es konkrete Hindernisse,
die mich am äusseren Ausdruck hindern, oder ist es
schlicht meine Gewohnheit, weil ich es nicht anders gelernt
und eingeübt habe? Denn eigentlich möchte ich mich nie
und nirgends dafür schämen, dass ich Ehrfurcht und Dankbarkeit
empfinde. Im Gegenteil, diese unmittelbare Beziehung
zum Schöpfer ist mir wichtig. Ich bin mir täglich sehr
bewusst, wie stark mein Leben davon bestimmt ist. Wenn
ich nun den ganzen Psalm lese, nehme ich mir vor, das auch
zu zeigen. Zum Mindesten davon zu reden, im kleinen Kreis
oder allenfalls gar öffentlich. Die «angeborene» protestantische
Innengläubigkeit taugt wenig, um auch andere dafür
zu gewinnen, ihre eigene Geschöpflichkeit wahrzunehmen
und sie auszudrücken. Und um das uralte Gotteslob, dem
hier Sprache verliehen wird, in meiner Sprache von heute
weiterzusagen. So, wie es in Vers 1 heisst: Kommt, lasst uns
dem Herrn jubeln und jauchzen, dem Fels unserer Hilfe!

Von: Hans Strub