Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht,
was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103,2

Die bekannte Kirchenkantate Johann Sebastian Bachs von
1723 beginnt im Eingangschor mit unserer heutigen Losung.
Bachs Kantate, deren Dichter unbekannt ist, bezieht sich
auf die Heilung des Taubstummen und ist ein Lob auf das
beständige Wirken Gottes.
«Count your blessings», sagt der Engländer, wenn eine
Situation schwierig und traurig ist. Das hilft. Sich zu erinnern,
was gut lief, ist auch eine wichtige Regel in der Traumatherapie
und der Psychotherapie. So sollen wir uns zum Beispiel
abends erinnern, was schön, gut und lustig war an diesem
Tag. Vielleicht das Rotkehlchen, das ich auf dem Weg zur
Bahn sah, der Witz, den mein Kollege erzählte, oder die tröstende
Zuwendung einer Freundin. Das soll man sich bildlich
in Erinnerung rufen, sich die Atmosphäre deutlich machen,
die Gerüche, den Klang – und das mehrmals. Wie die neuere
Hirnforschung aufzeigt, hilft das, neue Bahnungen im Gehirn
zu eröffnen, auf Grund deren wir vermehrt positiv denken
können. Und wer breite «Strassen» im Gehirn hat, die negative,
abwertende Gedanken erzeugen, der hat neue Bahnungen
nötig. Sich plastisch an gute Situationen zu erinnern, hilft
dabei. Was ist das anderes, als die heutige Losung aussagt?
Allerdings: Diese ist an den HERRN gerichtet. Sie schliesst
die Transzendenz ein. Erinnern wir uns an Gutes, so holen
wir ein Teilchen des Reichs Gottes in unser profanes Dasein.

Von: Kathrin Asper