HERR, dir habe ich meine Sache befohlen. Jeremia 11,20

Jeremia ist ein unbequemer Zeitgenosse. Er mischt sich lautstark
in die Macht- und Religionspolitik des Reiches ein,
verneint die militärische Option als Weg zu Frieden und
Gerechtigkeit; er stört die öffentliche Ordnung. Kein Wunder,
dass er zum Schweigen gebracht werden soll; einflussreiche
Leute seiner Heimatstadt trachten ihm nach dem Leben.
Im Zentrum seiner Klage darüber (Verse 18–23) steht der
Vers: «Aber du, HERR Zebaoth, du gerechter Richter, der
du Nieren und Herz prüfst, lass mich deine Rache an ihnen
sehen; denn dir habe ich meine Sache befohlen.»

Nieren und Herz sind in biblischer Vorstellung der Sitz von
Fühlen und Denken der Menschen. Bei «Herz und Nieren»
geht es ans «Eingemachte» (vgl. z. B. auch Psalm 26,2). Der
ganze Mensch bis ins geheimste Innerste wird «durchleuchtet
» von Gottes prüfendem Blick. Es ist Gottes Sache, Rache
zu üben, wie immer diese dann aussehen wird. Von Jeremia
ist diese Unterscheidung zu lernen: «Dir, Gott, habe ich
meine Sache befohlen.»

Ich lerne, diesen Satz nachzusprechen – manchmal mit dem
Mut der Verzweiflung, manchmal getröstet … – er stärkt
mein Gottvertrauen.
Wie fühlt es sich für Sie an, diesen Satz nachzusprechen?

Von: Annegret Brauch