Ich selbst will, spricht der HERR, eine feurige Mauer
rings um Jerusalem her sein.
Sacharja 2,9


Eine feurige Mauer, über Tag eine Wolkensäule, des Nachts
eine Feuersäule, ein brennender Dornbusch. Sie sind so
gewaltig, naturgewaltig, die Erscheinungen Gottes, von
denen die Texte des Alten Testaments schreiben. Und bei
aller Bedrohlichkeit, die diese Bilder auch enthalten, muss
ich doch sagen, dass ich diese Geschichten liebe, denn sie
erzählen Gott so erlebbar. Erlebbar im Hier und Jetzt. In
aller Gewaltigkeit: Wärme, Schutz und Orientierung gebend.
In Sacharjas dritter Vision von dem Mann mit der Messschnur
ist es ein Versprechen, ein Versprechen Gottes: Ich
will eine feurige Mauer rings um Jerusalem sein.
Ich will dieses Versprechen heute nicht auf dem Hintergrund
der aktuellen politischen Lage in Jerusalem hören, nicht als
Argument in einem nicht enden wollenden Konflikt, nicht
als Grenzziehung, sondern als eine Geschichte, die von der
Sehnsucht nach Gottes Schutz und Beistand spricht. Ein Prophetenwort,
das sich das naturgewaltige Eingreifen Gottes
herbeiwünscht und es seinen Leserinnen und Lesern bereits
vor Augen stellt: Ich hob meine Augen auf und sah …
Eine feurige Mauer, über Tag eine Wolkensäule, des Nachts
eine Feuersäule, ein brennender Dornbusch – manchmal
habe ich auch naturgewaltige Sehnsucht nach Gott.

Von: Sigrun Welke-Holtmann