Gott sprach zu Mose: Ich werde sein,
der ich sein werde. 2. Mose 3,14

«Ich werde sein, der ich sein werde» – im hebräischen
Urtext lauten diese Worte: «Ehje ascher ehje.» Man hört die
klangliche
Nähe zum Namen Gottes: JHWH. Der Name
ist eine verkürzte Form der Formel: «Ich bin, der ich sein
werde» bzw. anders übersetzt: «Ich bin der, der da ist.»
Was ist damit gemeint? Im Wesentlichen gibt es zwei
Antworten:

  1. JHWH verweigert die Auskunft über seinen Namen. Er
    bewahrt das Geheimnis seines Wesens, das im Namen enthalten
    ist. Wer Gott ist, wird die Zukunft weisen. Diesen
    Aspekt betont die Übersetzung der Losung: «Ich werde sein,
    der ich sein werde.»
  2. «Ehje ascher ehje» sagt nicht etwas über das absolute
    Sein Gottes aus, sondern über Gottes Sein in Beziehung zu
    seinen Geschöpfen, also über sein Dasein, Dabeisein, Mitsein.
    Die entsprechende Übersetzung der Formel könnte
    lauten: «Ich bin der, der da ist und immer da sein wird.»

Die beiden Antworten schliessen sich nicht aus. Im Gegenteil:
Sie gehören zusammen. Die Gottheit, die sich als «Ich
bin da» vorstellt, sagt uns damit ihre bedingungslose Nähe
zu. Doch JHWH ist nicht in der Weise da, dass ich über ihn
verfüge. «Er entzieht sich», um es mit dem Alttestamentler
Gerhard von Rad zu sagen, «dem Wunsch, Gott den eigenen
Interessen dienstbar zu machen.» JHWH ist der, als der er
sich in Freiheit erweisen wird.

Von: Andreas Fischer