Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot,
dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser,
denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen,
und der HERR wird dir’s vergelten.
Sprüche 25,21–22

Noch ein Klassiker: Beschäme deine Gegner durch Grossmut
und Güte, sodass es dir dann mental besser geht.
Nun befinden wir uns hier in der Weisheitsliteratur, irgendwann
im vierten oder dritten Jahrhundert vor Christus, final
zusammengestellt.
Das entwertet die Kernaussagen der Sammlung in den
Sprüchen in keiner Weise. Denn es geht hier gar nicht darum,
dass es dir besser geht, sondern es geht darum, dass du etwas
machst, das

  1. dem «Gegner» dient, der eventuell falsch gehandelt hat;
  2. dein Handeln dem entspricht, was im Reich Gottes selbstverständlich
    ist, und
  3. deinen Gegner zum Überdenken und Ändern seines Handelns
    bewegen könnte.

Also wohl doch kein Klassiker, sondern eher eine Aufforderung,
den üblichen Kreislauf von Unterdrückung, Gewalt
und Beschwichtigung zu durchbrechen. Im Grossen gelingt
dies nur sehr selten, wie uns die Vielzahl von Konflikten und
Kriegen zeigen.
Wenn wir dem Liebesgebot unseres Glaubens Bedeutung
beimessen, wird es wohl nicht ohne unsere Versuche gehen,
in unserem Umfeld wahrhaftig und gewaltfrei zu leben. Dieses
Beispiel wird unser Gott dann wohl segnen.

Von: Rolf Bielefeld