Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht,
sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 2. Timotheus 1,7

Paulus scheint seinen jungen Freund und Mitarbeiter Timotheus
gut zu kennen. In einem Brief macht er ihm Mut in
seiner herausfordernden Situation als Gemeindeleiter und –
wer weiss? – auch sich selbst im Gefängnis. Der «Geist der
Verzagtheit», so die Zürcher Übersetzung, ist auch mir nicht
unbekannt. Mutlos, niedergeschlagen, alles grau in grau.
Kraftlos, mit mir selbst beschäftigt, verwirrt. Wie komme
ich da wieder raus?
Paulus setzt der Verzagtheit einen anderen Geist entgegen:
den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Genau,
was die Verzagten brauchen!
Kraft – sie reicht für das, was jetzt gerade nötig ist, lässt
gelingen, was vorher unmöglich schien.
Liebe – sie wärmt das Herz und öffnet die Augen für die
Menschen neben mir, die der Hilfe bedürfen und Hilfe geben.
Besonnenheit – sie durchschaut die irrationalen Ängste
und schafft Raum für «realistisches» Gottvertrauen.
Kraft, Liebe und Besonnenheit sind Gottesgaben, nicht nur
für Timotheus, «uns gegeben», schreibt Paulus.
«Schäme dich nicht, Zeugnis abzulegen für unseren
Herrn», fährt er fort (Vers 8), «auch nicht dafür, dass ich für
ihn im Gefängnis bin, sondern ertrage für das Evangelium
Mühsal und Plage in der Kraft Gottes.»
Und mit Liebe und Besonnenheit.
Das ist genug, um den Tag zu bestehen.

Von: Dorothee Degen-Zimmermann