Was ihr getan habt einem von diesen meinen
geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25,40

Ich glaube, es gibt kaum einen Vers in den Evangelien, der so
weit verbreitet ist und so viel positive Resonanz erzeugt wie
dieser. Er ist die Handlungsmaxime einer ganzen Reihe von
Orden und christlichen Gemeinschaften; aber auch von vielen
Menschen guten Willens. Für Menschen, die in der Spur
Jesu gehen, nehmen wir das in der Regel als selbstverständlich
an, insbesondere wenn wir dies zur eigenen DNA zählen.
Diese Selbstverständlichkeit, gepaart mit einer klaren eigenen
Vorstellung, was gute und schlechte Taten sind, führt dann
doch zu vielen enttäuschten Erwartungen. Die Kernaussage,
dass alles, was Menschen im Guten wie im Bösen angetan
werden kann, gleichzusetzen ist mit einem Handeln gegen
oder für Jesus selbst, macht die Sache ganz schön persönlich.
Mir fällt dazu ein Leitsatz ein, den viele Gruppen, Initiativen
und Individuen für sich angenommen haben: «sehen,
beten, handeln». Die Verantwortung ist damit verteilt. Was
ich in der Welt um mich herum sehe, geht mich etwas an.
Im Gebet teile ich dies und bedenke es. Dann handle ich
nach meinen Möglichkeiten in dem Sinn, den ich als Glaubender
im Gebet erkannt habe. Da ich um meine beschränkten
Möglichkeiten weiss, so, wie Jesus um die beschränkten
Möglichkeiten seiner Umgebung wusste, ist mein Handeln
nie zu wenig. Der erhoffte Segen wird schon sichtbar werden,
wenn ich gut hinsehe und hinhöre!

Von: Rolf Bielefeld