Kehrt um zu mir, spricht der HERR Zebaoth, so will ich
zu euch umkehren.
Sacharja 1,3

Zugegeben. Persönliche Bekehrungsgeschichten sind nicht
so mein Ding. Vor allem dann nicht, wenn ich den Eindruck
habe, das Vorher im Leben, vor dieser Bekehrung, werde
möglichst dramatisch dargestellt, um im Nachher die Grösse
Gottes sichtbarer werden zu lassen. Nicht dass ich eine solche
Erfahrung jemandem absprechen möchte, doch es regt
sich eher ein Aber in mir, als dass ich davon ergriffen wäre.
Bis gestern. Ein Mann sitzt da und erzählt. Mit heiserer
Stimme. Er sei nicht erkältet. Nein. Die vielen Schnäpse,
wissen Sie. Er sei nun trocken seit über dreissig Jahren. Ein
trockener Alkoholiker. Am Tiefpunkt seines Lebens habe ihn
jemand davon überzeugt, an einem Treffen der Anonymen
Alkoholiker teilzunehmen. «Und ich sage Ihnen, ich bin kein
Frömmler, aber da kam eine höhere Macht ins Spiel. Ich
wurde gehört. Ich wurde verstanden. Noch immer besuche
ich regelmässig die Treffen. Nach so vielen Jahren. Weil ich
es brauche. Dieses Versprechen, nüchtern bleiben zu wollen.
Man muss es erneuern. Sonst geht es nicht.»
Ich war ergriffen. Das Versprechen erneuern. Immer wieder.
Wenigstens für die nächsten 24 Stunden. Wenigstens für
heute dieser Macht vertrauen, dass sie da ist, wo ich bin.

Von: Ruth Näf Bernhard