Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen,
nackt werde ich wieder dahinfahren.
Hiob 1,21

Verschiedene Katastrophen haben Hiob alles genommen:
seine Kinder, die Rinder, Schafe und Esel sind gestorben, alles
wurde gewaltsam weggefegt.
Der heutige Text kann nicht ohne den folgenden Vers
gelesen werden: «Der Herr hat es gegeben, der Herr hat
es genommen, der Name des Herrn sei gepriesen.» Es ist
letztlich für mich nicht verständlich, woher Hiob die Glaubenskraft
nimmt. Aber er hat sie. Unweigerlich denke ich an
die Tausenden von Menschen in der Ukraine, in Syrien und
überall, wo der Krieg, die ungerechten Strukturen der Wirtschaft
oder der Klimawandel den Menschen alles wegnehmen.
Woher nehmen sie die Kraft, um Leben zu gestalten?
Was hilft ihnen? Wer hilft ihnen? Es ist für mich schwierig,
einfach all den Schrecken in Gottes Hand zu wissen. Und
ebenso gut weiss ich, dass wir alle nicht resignieren und uns
einfach auf unser Leben zurückziehen dürfen. So verbindet
mich heute doch die Hoffnung auf Gott mit Hiob. In aller
Ohnmacht sind wir verbunden mit den leidenden Menschen.
Auch wenn wir ihr Leid nicht nachvollziehen können,
unsere Solidarität soll ihnen gewiss sein.
Schenke du uns die Kraft, jetzt an das Leben zu glauben,
zusammen mit allen, die Leiden ausgesetzt sind.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud