In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in Schlä-gen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten  und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben. 2. Korinther 6,4.5.8–9

Was für eine gruselige Aufzählung! Wenn ich Theologiestudierenden ihren zukünftigen Beruf schmackhaft machen will, muss ich andere Listen präsentieren: Lohnklasse 21, Pfarrhaus, Ansehen und ein sicherer Job. Die Chancen stehen nicht schlecht – es herrscht Mangel an Pfarrpersonen. Ach, Paulus, was bist du doch für ein Spielverderber! Mit deinen Aussichten auf ein Leben in Mühen und Wachen finden wir keinen Nachwuchs. Wenn da nicht die Erfahrung wäre, die (nicht nur Pfarrpersonen) machen: wie tief und reich ein Leben in der Nachfolge Jesu ist, mit welcher Kraft die ausgerüstet werden, die sich in den Dienst Gottes stellen und welches Glück – ja Glück! – es sein kann, im Widerstand zu wachsen, Zeuge zu sein für das Abenteuer,  in das uns  Gottes Ruf   hineinleitet.

«Und siehe, wir leben.» Das Leben, von dem Paulus spricht, ist keine Party, kein Zuckerschlecken und keine Wohlfühloase. Es ist ein Pilgern an ein Ziel, das vor uns liegt. Gott sei Dank mit wunderbaren Unterbrechungen, in denen wir das Geschenk der Gemeinschaft mit Schwestern und Brüdern feiern, erfüllt vom Vorgeschmack einer Freiheit, die uns manchmal weinen macht und immer wieder jubeln lässt.

Von Ralph Kunz