Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Psalm 27,4
«Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit» – singt es in mir! Das adventliche Bild ist mit dem Lied verschmolzen. Aber was steckt eigentlich dahinter? Offensichtlich reicht es nicht, Tür und Tor zu öffnen. Wenn dieser König kommt, sind die Eingänge zu klein. Man muss die Türen aus den Angeln heben. Gibt es einen triftigen Grund für die drastischen städtebaulichen Eingriffe? Vielleicht weiss der Psalmist vom Besuch eines Herrschers, für den man eine Strasse bauen oder einen Torbogen erweitern musste, weil sein Tross zu gross und seine Elefanten zu dick waren … Der Impuls, sich bei der Ankunft eines hohen Würdenträgers zu weiten und zu öffnen, lässt sich auf das Innere übertragen. Jemanden zu ehren, macht Freude. Vor allem dann, wenn der, der da kommen soll, Frieden und Gerechtigkeit bringt. Erst recht, wenn der, der da kommen soll, mich höchstpersönlich besucht. Etwas vom Glanz des hohen Besuchs fällt auf mich. Und ich frage mich: «Wie soll ich dich empfangen? Und wie begegne ich dir?» Ich hoffe, meine Herz-und-Geist-Erweiterungsübungen haben gefruchtet. Denn das ist es doch, was wir beim Beten und Singen tun: uns zu dehnen und zu strecken auf die Hoffnung hin, die unser Leben öffnet; die Verengungen zu bekämpfen, die unser Herz schrumpfen lassen; uns für die Ankunft des Königs vorzubereiten, der einziehen will. «Denn sein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit.»
Voin Ralph Kunz