Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.
Lukas 11,28

Und was steht vorher? Jesus berichtet von einem bösen Geist, der aus seinem Haus auszog. Da er aber keine geeignete Bleibe fand, beschloss er, zurückzugehen, und nahm gleich noch sieben andere böse Geister mit. Sie kommen zum Haus, das nun geschmückt und gesäubert ist. Die Geister gehen hinein und es wird alles schlimmer als je zuvor. Da war man also nicht wachsam und jubelte, den Unruhestifter losgeworden zu sein. So geht es nicht, wir müssen immer wachsam sein und, wenn unsere inneren negativen Stimmen wieder laut werden, in Distanz zu ihnen gehen, ihnen antworten und die Türe weisen.
Nach dieser Stelle ruft eine Frau und preist die Mutter Jesu, die ihn geboren und genährt hat, und nennt sie selig. Und was sagt Jesus darauf? Nicht dass er etwa auf seine Mutter stolz ist, noch zeigt er Freude. Er wirkt distanziert und sagt: «Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.» Das tönt wie bei der Hochzeit in Kana, als er seiner Mutter entgegenwirft: «Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?» (Joh. 2,4). Sie aber steht zu ihrem Sohn.
Aber vielleicht ist es ja anders: Erinnern wir uns an das Magnificat, da wird doch vollumfänglich deutlich, wie sehr Maria das Wort Gottes in sich aufnimmt und in ihrem Herzen bewahrt hat (Lukas 1,46–58). Es ist nicht auszuschliessen, dass der Sohn mit diesen kühl wirkenden Worten auf die Glaubenskraft seiner Mutter hinweisen will. In dubio pro reo.

Von Kathrin Asper