Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, sodass du erfahren sollst, dass ich der HERR bin. Hesekiel 16,62

Die Vorstellung des Bundes hat in reformierter Tradition eine besondere theologische Bedeutung erhalten. In der «Bundestheologie», im 17. Jahrhundert in den Niederlanden formuliert, ging es darum, die Bibel nicht nur in einzelnen Abschnitten zu lesen, sondern in ihrem inneren Zusammenhang. Diesen sah man in einer Reihe von Bundesschlüssen Gottes mit den Menschen, von Adam über Noah, Abraham und David bis zum neuen Bund in Christus.

Freilich ist der Begriff des Bundes nicht im Einklang mit dem, was wir sonst mit ihm verbinden, nämlich als einer Übereinkunft zwischen gleichberechtigten Partnern auf Augenhöhe. Der Bund Gottes ist so asymmetrisch wie nur möglich; er überbrückt den eigentlich unüberbrückbaren Graben zwischen Schöpfer und Geschöpf. Mehr noch: Ein Bund verlangt Bundestreue. Diese zu leisten, sind wir nicht oder nur zu bescheidenen Teilen fähig. Umso mehr übt Gott die Treue zu seinem Bund, ein Grundmotiv, vielleicht das Grundmotiv im Alten Testament. Der «Bund» ist die Botschaft von der letztgültigen Verlässlichkeit Gottes. Er steht über der Asymmetrie, und gerade darin erweist Gott sich als der Herr. Im «Neuen Bund» bestätigt er seine Bundestreue. Die vorherigen Bundesschlüsse sind damit nicht ausser Kraft gesetzt, sind auch nicht bloss Verheissungen oder Vorläufer des endgültigen. Der Bund gilt, und er gilt der ganzen Welt.

Von: Andreas Marti